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412 Psychische Studien. XLIX. Jahrgr 8. Heft. (August 1922.)
zeugung, daß Herr Nielsen ein wirkliches Medium sei und
daß gewisse Phänomene bei ihm sicher nicht durch Tasc hen-
spiekrkünste zu erklären seien. Als Beispiel zeige ich Ihnen
dieses Lichtbild (Abb. 2), das deutlich die Art der Kontrolle
erkennen läßt und eine am Mund des Herrn N. hängende
Schleierbildung. Die i\ulnahme ist mit einem Apparat, der
an der Decke befestigt war. gewonnen. Der rechteckige Rahmen
in der unteren Hälfte des Büdes ist die bei unseren
Versuchen nicht in Wirksamkeit getretene Phantomwage
(siehe auch II. Vortragt
Ich möchte hervorheben, ich hatte je.zt eine subjektive
Ueberzeugung von der Lauterkeit Herrn Nielsens als Medium
. Als ich um diese Zeit Gelegenheit hatte, mit ihm
über unsere Untersuchungen zu sprechen, gab ich ihm gegenüber
dieser Ueberzeuugng Ausdruck. Gleichzeitig fügte ich
aber mit Nachdruck hinzu, daß diese Ueberzeugtmg vom
rein wissenschaftlichen Standpunkt aus sehr geringen Wert
habe, da unsere Versuche bis jetzt noch keinen eigentlichen
objektiven Beweis für seine mediumistische Eignung gezeitigt
hätten. Zu diesem Zweck müßren die bis jetzt ausgeübten
Kontrollen noch ganz wesentlich verschärft werden.
Herr Nielsen erwiderte darauf, er verlange um jeden Preis,
daß man Kontrollmaßregeln schaffe, die unbedingt zu einem
objektiven Beweis für die Echtheit seiner mediumistischen
Eignmgen und seiner Phänomene führen würden. Er erklärte
, er wäre bereit, die Seancen in völliger Nacktheit
oder höchstens mit einer Badehose bekleidet zu geben.
Ich ging auf dies wrohl sicher sehr erfreuliche Anerbieten
insoweit ein, als ich nach Rücksprache mit Herrn Professor
Winther für die nächste Seance- ein schwarzes Trikotkostüm
anschaffte, das aus zwei Teilen, einem Beinkleid und einem
Sweater, bestand. Die schwarze Farbe wurde gewählt, um
einen zweckmäßigen Untergrand für die weißlichen Schieiermassen
zu haben, die in Verbindung mit dem Körper des
Herrn Nielsen auftraten. Das Trikotko^tüm legte Herr
Nielsen an, nachdem er, wie es jetzt vor jeder Sitzung zu
geschehen pflegte, vorher durch Her*rn Dr. Krabbe am
nackten Körper und in den zugänglichen Körperhöhlen ge
nauestens untersucht worden war. stets mit dem Ergebnis
daß nichts Verdächtiges gefunden wurde.
In der ersten Seance, in der Herr Nielsen mit diesem
Kostüm bekleidet war, traf keines der bisher beobachteten
Phänomene auf. Dafür aber hatten wir Gelegenheit, die
völlige Unempfindlichkeit des Körper^ von Herni Nielsen
gegen schmerzende Eingriffe, wio Stechen und Kneifen
im Sdilafzustand zu konstatieren, so daß nach dieser Sitzung
alle Teilnehmer ein bestimmtes positives Urteil besaßen
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