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416 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 8. Heft. (August 1922.)
Stoffmasse fortwährend auf und nieder und breitete sie auseinander
, so daß wir deutlich erkennen konnten, daß es
sich um einen sehr feinen, dünnen weißen Schleier handelte
. Am Schluß der letzten Vorweisung wurde die ganze
Situation mittels einer besonderen, aus Paris bezogenen
elektrischen Lampe blitzartig beleuchtet und photographiert.
Von fünf Stereokameras wurde das Phänomen festgehalten.
Ich zeige Ihnen jetzt drei Teilbilder, wie sie von dem
Phänomen erhalten wurden, das erste von vorn (Abb. 5),
das zweite*) von der linken Seite des Mediums und das
dritte (Abb. 4), von der Decke aus aufgenommen.
Die verschiedenartigen Begleitumstände, die vor, während
und nach dem Auftreten der weißen Stoffbildungen
beobachtet und von mir genau protokolliert worden sind,
kann ich Ihnen heute nicht näher schildern. Ich will nur
die auffälligsten kurz erwähnen. Das sind die Würgelaute,
die vor der Vorweisung der Stoffmassen von dem Medium
ausgestoßen wurden und die begleitet waren von einem
« Wimmern und Stöhnen, das meist auch während und nach
jeder Vorweisung zu hören war.
Die Würgelaute nun sind von der Art, daß man den
Eindruck bekommt, daß die weißen Stoffmassen aus dem
Rachen des Mediums heraus sich entwickeln. Unwillkürlich
gelangt man zu der Annahme, daß vor der Seance verschluckte
Schleier hervorgebrochen werden. Daß dies
nicht die Erzeugungsart des Phänomens sein kann, läßt sich
leicht erkennen, wenn man bedenkt, daß die Schleiermassen
außerhalb der um den Kopf gezogenen Tüllhaube auftreten.
Durch die Maschen des Tülls würde sich ein gewöhnlicher
Schleier nicht hindurchbringen lassen. Da nun die weißen
Schleiermassen in dieser zwölften Sitzung innerhalb des
verschlossenen Käfigs aufgetreten sind, können sie nur auf
eine Weise hineingekommen sein, die, wenn es sich hier doch
nicht um Taschenspielerkünste handeln sollte, eine solche
sein muß, die man gemeinhin nicht kennt.
Alles nun, was in den Seancen auf Graabrödre Torv
geschehen ist, was ich später erst eingehender mitteilen
kann, deutet darauf hin, daß wir es bei Herrn Nielsen
mit Stoffbildungen zu tun haben, wie sie von Dr. v. Schrenck-
Notzing, Madame Bisson und Dr. Geley in Üeberein-
stimmung bei Eva Carriere festgestellt worden sind. Zu
diesem Urteil haben die bisherigen Untersuchungen auf
Graabrödre Torv vorläufig geführt.
Jedenfalls steht soviel fest, daß ganz bestimmt in der
zwölften Seance, die ein entscheidendes Resultat geliefert
*) Ist hier nicht reproduziert, da unterlichtet und für den Druck
nicht geeignet.
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