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Grunewald: Die Untersuchungen der Materialisationsphänqjmene. 427
fortgesetzten Kopfbewegungen verhältnismäßig weit vom
Gesicht absteht und schwerfällig herunterhängt. Dabei hatte
ich den bestimmten Eindruck, zwischen der Tüllmaske und
dem Gesicht im untern Teil der Maske, eine helle Masse
zu sehen. Wegen der fortgesetzten nervösen Bewegungen
des Kopfes und des Umstandes, daß das Gesicht meist
nach unten gewendet war und deshalb im Schatten der roten
Lampe sich befand, konnte ich leider keine genaueren Beobachtungen
machen.
Schließlich wirft das Medium seinen Kopf zurück, so daß
man das Gesicht gut beleuchtet sehen kann. Dabei sagt
es nervös: „Nun ist es verschwunden." Es ist auch jetzt
nichts von irgendeiner weißen Masse hinter der Tüllmaske
zu sehen.
Hiernach nehme ich nun folgendes an. Bei der ersten
Vorweisung der streifenartig zerteilten Schleiermasse, welche
photographiert wurde, konnte das Medium seine freien
Hände dazu benutzen, die Tüllmaske dicht an die Lippen
oder gar in den Mund hinein zu pressen. Dadurch war
es möglich, innerhalb der Mundhöhle das dort bereits vorgebildete
Teleplasma durch die Maschen des Tülls hindurchzupressen
, in der Weise, wie es bekannt ist von Eva
Carriere und Stanislawa P. Als nun später das Medium
von Dr. Krabbe an den Händen gehalten wurde, war es
ihm nicht möglich, die Tüllmaske zwischen die Lippen zu
bringen. Als es jetzt das Teleplasma wieder in den schleier-
artigcn Zustand bringen wollte, den wir vorher Photographien
hatten, gelang es ihm auch durch den eben noch ein Problem
darstellenden Prozeß. Aber die so fertig ausgebildete
Schleiermasse hatte jetzt nicht mehr die Fähigkeit, durch
die Maschen der Tüllmaske hindurchzutreten. Und so hing
[nun diese wie eine andre gewöhnliche Stoffmasse nach
unten aus dem Munde heraus und verteilte sich im Unterteil
der Maske.
Ich nehme also an, daß es dem Medium nur innerhalb
der Mundhöhle oder dicht vor dieser möglich ist, den rätselhaften
, sogenannten Materialisationsprozeß vorzunehmen.
Wahrscheinlich entwickelt sich innerhalb der Speiseröhre,
wie ja auch von Schrenck-Notzing und Dr. Geley annehmen,
das Teleplasma und bleibt innerhalb der Mundhöhle noch
timwandelbar. Es ist dies eine vorläufige Annahme, die
für mich nur als Arbeitshypothese in Frage kommen würde
für den Fall weiterer Untersuchungen speziell mit Herrn
Nielsen. Ob diese Erklärung für alle Fälle von Teleplasma-
bildung bei ihm in Frage kommt, will ich dahingestellt
sein lassen. Jedenfalls erscheint es mir wichtig, in Verbindung
mit dem eben Gesagten nochmals hervorzuheben,
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