http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0443
Peler: Doris Fischer, Die Geschichte einer Persönlichkeitsspaltung. 431
Er wandte sich nun an Professor Hyslop, der zu dem
Schlüsse kam, daß hier ein Fall von Dissoziation der Person-
lichkeit vorliege. Künstler bemerkten, daß die Malweise
und die gewählten Sujets völlig Gifford ähnlich waren, und
sie glaubten, Thompson kopiere Bilder des Letzteren.
Schließlich sandte Hyslop den Mann zu zwei hervorragenden
Aerzten; einer von diesen betrachtete den Fall als Paranoia
und der andere als Halluzinationssucht, eigentlich dieselbe
Diagnosis wie die erstere, und wünschte, den Fall weiter zu
beobachten. Ein dritter Arzt erklärte die Sache mit Betrug,
und als er Thompson genauer kennen lernte, wußte der
Arzt nichts mehr zu sagen.
Nun kam Hyslop die Idee, Thompson zu einem Medium
zu bringen, ohne daß letzteres von dem Patienten irgend
etwas wußte. Er führte ihn unter falschem Namen ein, ließ
ihn kein Wort reden usw. In zwei Minuten wurde G i f f o r d
beschrieben! Es wurde gesagt, daß er ein Maler war, und
eine Szene geschildert, welche in Thompsons Halluzinationen
seit 18 Monaten erschien; ferner, daß man ein Boot
nehmen solle und an den Ort dieser Szenerie fahren. Es
geschah, und man fand die m den Halluzinationen gesehene
landschaftliche Szenerie wirklich!
Die mediumistischen Experimente ergaben den Beweis
für die Identität Giffords unt^r Bedingungen, welche eine
Erklärung durch vorherige Kenntnis des Mediums ausschloß.
Thompson wußte, daß Gifford ein Künstler war, er hatte
einige von dessen Arbeiten gesehen und wohnte nicht weit
von dem Orte, wo Gifford gearbeitet hatte. Aus diesen
Gründen waren Thompsons persönliche Erlebnisse und
Handhangen nicht beweiskräftig genug zur Annahme von
Absession oder spiritistischer Invasion. Es war ein Medium
erforderlich, das keine Gelegenheit hatte, die Tatsachen
erfahren zu haben, und nun ergab sich der Beweis des
bestehenden spiritistischen Einflusses. Das mediumistische
Experiment hatte die persönliche Identität des Verstorbenen
festgestellt.
2. Ein zweiter Fall betrifft eine Miß de Camp uftd den
verstorbenen Schriftsteller Frank R. Stockton. Miß
de Camp war Angestellte in dem Bureau eines Rechtsanwaltes
und entwickelte sich als automatisch schreibend.
Sie schrieb dann Ceschichten, welche angeblich von Stockton
inspiriert waren; sie waren letzterem so ähnlich, daß sie ein
Herausgeber als ganz charakteristisch für Stockton erklärte.
Indes, Miß de Camp hatte als junges Mädchen eine Erzählung
Stocktons gelesen, Grund genug, daß Psychologen
keine ander e Erklärung der Tatsachen zugeben können ohne
bessere Belege, als sie anscheinend vorlagen.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0443