Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 440
(PDF, 191 MB)
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440 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 8. Heft. (August 1922.)

Dingen zu bilden. Hat das Ich diese Aufgabe erfüllt,
dann ist die psychische Welt als eine reale entstanden, in
der das Ich sich mit seinem psychischen Besitz bewegt
wie mit seinem Leib im Physischen. Auch in der physischen
Welt werden in gewissem Sinne erst die Gegenstände von
uns geschaffen, indem wir die Denkkategorien auf das uns
durch unsere Sinne gegebene Rohmaterial anwenden. Und
vielfach ist diese Abgrenzung der Gegenstände auch nach
Individuen und Völkern verschieden, indem zwei Sinneseindrücke
, die von demselben Gegenstand ausgehen, auf
zwei Gegenstände bezogen werden; wie ich es z. B. einmal
erlebte, daß ein Kind, das durchs Fenster den Mond sah,
sagte: „Da ist der Mond", und gleich darauf am andern
Fenster des Zimmers: „Da ist noch ,ein Mond!" -— Anderseits
werden nicht selten Gegenstände, die wir trennen,
nicht getrennt, sondern als ein Ding angesehen, bei primitiven
Völkern wird z. B. das Spiegelbild und der Schatten
zur leiblichen Erscheinung gerechnet, ja auch die vom
Körper abgeschnittenen Haare und Nägel sowie die Exkremente
gehören noch zu ihm. Beim Primitiven ist auch
der Unterschied zwischen Vorstellung und Wirklichkeit nicht
so groß, die physische Welt ist also noch nicht so scharf
von der psychischen getrennt, so daß er vielfach den Traumbildern
Wirklichkeit zuschreibt und glaubt, daß das Aussprechen
des Namens für die reale Gegenwart des Gerufenen
bürge; die Gebilde der Phantasie und der Wirklichkeit
scheiden sich also erst allmählich. Aber auch die
Sinnesqualitäten, die wir der physischen Welt zuschreiben,
ändern sich; sogar noch in unserer Zeit haben wir solche
Veränderungen erlebt, wie z. B. die Entdeckung der blauen
Schatten auf dem Schnee, der violetten Schalten des entlaubten
Holzes im Walde und dergl. — Der Blindgeborene
täuscht sich über die Größe der Gegenstände, die er durch
das Tastgefühl kennen gelernt hat, wenn er durch eine
Operation sehend geworden ist, und wir selbst pflegen uns
regelmäßig beim Tasten mit der Zunge über die Größe
von Zahnlücken und Defekten zu täuschen. All das zeigt,
daß auch von uns jetzt noch das physische Weltbild gestaltet
wird und nichts unwandelbar Feststehendes ist.

Bei der überragenden Bedeutung der physischen Welt
für unser im wesentlichen auf Praktisches gerichtetes Leben,
ist dieser Gestaltungsprozeß auf physischem Gebiet schon
sehr weit gediehen. Ganz anders auf psychischem Gebiet,
hier muß fast noch alles geleistet werden, es ist bisher fast
nur insoweit berücksichtigt worden, als die psychischen Erscheinungen
in irgendeiner Beziehung zur physischen Welt
standen. Dazu kommt noch, daß ein oberflächlicher Blick


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