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Zeitschriftenschau.
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Zeitschriftenschau.
Okkultistische Fachpresse.
Proeeeclings of th<* Society for Psychical Research. Juni 1922. Inhalt:
Rede des Präsidenten Dt. T. W. Mitchell, gehalten auf der Generalversammlung
der Oesellschaft am 10. Mai 1922.
Dr. Mitchell, der neue Präsident der S. P. R. für das Jahr 1922,
ist der erste praktische Arzt, der diesen Ehrenposten inne hat. Sein
Vortrag behandelt das Verhältnis der Heilkunde zu den okkulten Phänomenen
.
Während Zauberei und „Medizinmänner" in ältester Zeit zusammenhingen
, war Hippokrates der erste, der eine vernünftige Diagnose der
Krankheitsbehandlung vorausschickte. Es baute sich auf diesem Fundament
nach und nach die ganze orthodoxe Medizinwissenschaft auf.
Gegen diese Orthodoxie traten später besonders drei Gegner auf: Para-
ceisus, van Helmont und Mesmer.
Paracelsus betonte den Einfluß des Universums, besonders der
Sterne auf das Individuum, und auch den Einfluß der Menschen aufeinander
. Er verfocht ein System der Sympathie und des tierischen Magnetismus
. Van Helmont vertiefte dieses System durch wissenschaftliche
Methode. Mesmer schrieb die Ursache der Sympathieheilungen einem
rein physischen Fluidum zu.
Hinweisend auf die Parallele des Magnetismus und Mediumismus
bezüglich der Trancezustänue, sowie auf die historische Kontinuität von.
Paracelsus bis Mesmer und psychotherapeutisch von Mesmer bis Freud,
stellt der Redner drei Fragen, deren Beantwortung zu den Hauptproblemen
der genannten Gesellschaft gehören.
1. Unier welchen Bedingungen und wie kann Wissen auf übernormalem
Wege gewonnen werden?
2. In welchen Umständen und mit welchem Hilfsapparat (through
what mechanism) wird solches Wissen wiedergegeben?
3. Was ist die Quelle solches Wissens?
Zur Beantwortung der ersten Frage sind besonders zwei Hypothesen,
aufgestellt worden: Gedankenübertragung und Hellsehen. Diese sind
jedoch noch nicht beweiskräftig genug, um vollständig zu befriedigen.
Trotzdem viel und gutes Beweismaterial für Telepathie vorhanden ist,
fehlt es doch noch ziemlich an experimentellen Beweisen. Für das Hellsehen
sind die Beweise noch spärlich und unzulänglich, auch ist das
Mitteilen auf telepathischem Wege nicht ausgeschlossen.
Was die Umstände betrifft, in denen solch übernormales Wissen
mitgeteilt wird, so geschieht das gewöhnlich in einem Zustand von
Dissoziierung in Erkenntnis und Bewußtsein (mental dissociation), oder
im mediumistischen Trancezustand.
Das größte Interesse wird jedoch der Beantwortung der Frage nach
dem Ursprung dieses Wissens entgegengebracht. Beim Hellsehen wäre
wohl dieser Ursprung die Außenwelt. Bei der Telepathie wäre zu
fragen, ob die mitgeteilten Gedanken von einer lebenden Person oder
einer körperlosen Intelligenz, einem Geiste, herstammen.
Nach der Geisterhypothese geschieht nun die Mitteilung mittelbar,
durch einen Geist an das Medium (control), oder unmittelbar, indem
der Geist von dem Medium Besitz ergreift und aus diesem spricht.
(Personal control.)
Nun hat aber die Medizin analoge Phänomene aufzuwehen, die auf
diese mediumistischen Trancezuständen Licht werfen können. Nämlich
Hypnose, hysterischer Somnambulismus und die Persöniichkeits^paltung.
Es sind genug Beweise und Experimente vorhanden, die bezeugen,
daß in der Hypnose auch scheinbare übernormale Fähigkeiten, wie
Telepathie und Hellsehen, vorkommen. Auch im hypnotischen Somnam-
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