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Wittmami: Die Schau des Zukünftigen. 465
Erscheinung. Trotzdem behaupten immer noch einige Forscher
, z. B. neulich Herr Pfarrer Thomaschki in einem'
öffentlichen Vortrage in Königsberg, daß alle Geistererscheinungen
lediglich Visionen, also subjektive Wahrnehmungen
der Seele, und zwar von dieser selbst erzeugte,
ohne realen Untergrund sind, und versuchen damit den
ganzen Spiritismus zu widerlegen. Wie will man angesichts
solcher Tatsachen obige Behauptung noch länger aufrecht
erhalten? Welche seelischen Gründe, d. h. in der Seele
der Hellseher ruhenden Gedanken oder Phantasien sollten
imstande sein, zwei ganz gleiche Bilder bei zwei verschiedenen
Hellsehern zu ganz verschiedenen Zeiten hervorzurufen ? Die
Beteiligten selbst, d. h. die Personen, zu den die Geistwesen
gehörten, sind, da sie mit keinem Gedanken an das betreffende
Geistwesen dachten, und es auch gar nicht kannten,
von der Bildung irgendwelcher Gedankenformen und einer
etwa möglichen (?) Gedankenübertragung ebenfalls ganz
ausgeschlossen. Wo bleibt da die Möglichkeit einer rein
subjektiven Vision? Man verschone uns daher mit dei
oberflächlichen, rein h}^pothetischen Behauptung, daß solche
Visionen lediglich aus de^ Seele des Hellsehers entspringen
könnten. Und wenn es hier nicht der Fall sein kann,
dann muß man die Möglichkeit des wirklichen Hellsehens
und der Wirklichkeit der Geister auch in anderen Fällen
zugeben, wenn man auch anderseits die Möglichkeit von
Gedankenbildern und deren Sichtbarkeit nicht ganz be
streiten wird. Die völlige Ableugnung des Spiritismus ist
also unwissenschaftlich, wenn sie auch immer wieder gerade
von Gelehrten erfolgt und durch eine gänzlich rückständige
Presse verbreitet wird.
Manchen Leuten ist eben der Spiritismus unter allen
Umständen unsympathisch und darum darf er nicht gelten.
Die gewagtesten Erklärungsversuche werden unternommen.
Tatsachen aber, die d^s Gegenteil beweisen könnten, unbeachtet
gelassen und bisweilen mit Absicht totgeschwiegen. —-
Und so wird es wrohl auch obigen Ausführungen ergehen.
Die Schau des Zukünftigen,
Von Rektor H. Wittmann, Äschersleben.
Der Blick in die Zukunft, das zwreite Gesicht, ist nicht
nur in ländlichen Kreisen (Westfalen, Hannover, Schottland),
sondern auch unter den Gebildeten eine längst festgestellte
Tatsache. Einen besonders beweiskräftigen Fall f.ührt das
Dennert' sehe Buch „Gibt es ein Leben nach dem Tode ?"
an. Es wird da berichtet von einem in China lebenden Pater,
der, infolge einer schweren Pockenerkrankung 11 Tage voll-
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