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480 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1922.)
hatte und daß die Witwe Strömbergs den Verwandten ihres
Mannes noch keine Nachricht gegeben, weil sie mit deren
Aufenthaltsort unbekannt war. Die Erkundigungen hatten
sich sehr in die Länge gezogen, weil Strömberg diesen
Namen erst in Amerika angenommen und in seiner Heimat
Ersson geheißen hatte und weil anderseits Neu-Stockholm
eine ganz kleine und wenig bekannte Ansiedlung in Kanada
ist, die sich wreit außerhalb der Post- und Telegraphenverbindungen
befindet. Da Strömberg, wie konstatiert
wurde, am 31. März starb und sein Name i-chon nach drei
Tagen in Gothenburg geschrieben wurde, ist es ausgeschlossen
, daß die Nachricht» von seinem Tod3 vor dem 3. April
nach Schweden und irgendwie zur Kenntnis des Mediums
gekommen ist. — Wie sollte das transzendentale Subjekt der
Frau d'E. dazu kommen, unter Millionen von Möglichkeiten
gerade diese Angelegenheit als Bewreis für seine Allwissenheit
herauszusuchen und noch dazu zu dem ungeeigneten
Zeitpunkt des Brief Schreibens ? Bemerkenswerterweise hat
ein früherer Mitarbeiter an den Psych. Studien, der als sehr
sachkundiger Verteidiger des Animismus bekannte Dr. R.
Wedel, 1897 erklärt, daß man dem Falle Strömberg vom
animistischen Standpunkt aus machtlos gegenüberstehe.
Acht ähnliche, wenn auch zum Teil nicht gleich stark
gegen den Animismus zeugende Fälle bringe ich in meiner
von der Fortdauer nach dem Tode handelnden Schrift „Die
Kardinalfrage der Menschheit". (O. Mutze, Leipzig.)
Aber auch abgesehen von solchen besonderen Mitteilungen
, kommen intellektuelle Kundgebungen vor, die
über den geistigen Horizont des Mediums nicht
nur scheinbar, sondern wirklich wreit hinausgehen. Sj
schrieb der unwissende amerikanische Schuster Davis, in
jungen Jahren beginnend, im Trancezustand eine ganze Reihe
großer wissenschaftlicher Werke, von deren Inhalt er im
wachen Zustande keine Ahnung hatte. Der Umstand, daß
sich in diesen Büchern auch viele große Verstöße gegen
gediegenes Wissen finden, spricht eher für als gegen eine
Inspiration, insofern eben die Unwissenheit des Mediums
mit hineingespielt haben konnte. — Der 18 jährige, ungebildete
Farmer H. Tuttle schrieb Geschichte und Gesetze
des Schöpfungs vor gangesu, welches Werk die Aufmerksamkeit
des bekannten Materialisten L. Büchner dermaßen erregt
hatte, daß er den Verfasser gelegentlich seiner amerikanischen
Reise aufsuchte. Büchner schüttelte zum Berichte
über die automatische Entstehung des Werkes freilich den
Kopf und blieb dabei, daß Tuttle seine Kenntnisse sich durch
Hören oder Lesen erworben haben müsse. — Der General
Drayson berichtet in der Zeitschrift „Light4' (1884), daß er
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