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504 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1922.)
Warcollier, IL LaTelepathie Paris, 1921. 363 S. Preis 20 Fr.
Das Buch gibt eine Üebersicht über das ganze Gebiet der Telepathie
, indem es zuerst die spontane Telepathie, wie sie besonders
in dem Buche „Phantasms of the living" erwiesen wurde, darstellt
Weitere Kapitel handeln über das Unterbewußtsein, die Gesichtsvorstellungen
, die Halluzinationen und die Träume, sowie das spontane künstliche
Hervorrufen der Gesichtsbilder mittels Medikamenten und der
Kristalloskopie. Im zweiten Teil bringt War colli er erst Berichte
über Versuche anderer Forscher und dann seine eigenen, bei denen
er selbst vielfach als Percipient oder Agent wirkte. Die Versuche fanden
z. T. von einem Stadtteil von Paris zum anderen statt, z. T. auch in.
einer Entfernung von über 700 km. Es wurden sowohl Worte zur
Uebertragung verwendet, als auch bildliche Vorstellungen, Gemütsbewegungen
und Körperhaltungen. Die Ergebnisse sind nicht gerade
glänzend, vielfach erzielte er Ergebnisse, die man als halbe Treffer
ansehen kann, nur ein Versuch kann als ganz gelungen gelten, es handelte
sich um ein Luftschiff; dieser Versuch wird aber dadurch entwertet
, daß es sich um einen nicht sehr entlegenen Gegenstand handelt,
so daß die zufällige Coinzidenz eine Rolle spielen kann. Im ganzen
wird man sagen dürfen, daß derjenige, der nicht schon vorher überzeugt
ist, durch die etwas vagen Ergebnisse kaum überzeugt werden
wird. In einem weiteren Kapitel wird dann ausführlich über die Theorie
gehandelt, wobei er als rein naturwissenschaftlicher Forscher für eine
psychistische Theorie kein Verständnis zeigt, sondern natürlich an die
drahtlose Telegraphie und Telephonie anknüpft, wobei er der Ansicht
ist, daß letztere sich besonders zum Vergleich eigne, da es bei ihr
kein Zeichensystem gäbe, ein offenbarer Irrtum, da ja die Sprache selbst
ein konventionelles Zeichensystem darstellt. Tischner.
Ubald Tariaruga, Kriminal-Telepathie und Retroskopie.
Telepathie und Hellsehen im Dienste der Kriminalistik. Verlag Altmann
, Leipzig, 1922.
Wie der Titel sagt, berichtet hier der den Lesern der psychischen
Studien schon bekannte Wiener Kriminalist über die Anwendung der
Telepathie und des Hellsehens zur Aufdeckung von Verbrechen. Der
allgemeine Teil des Buches beschäftigt sich in klarer Weise mit dem
Wesen des Okkultismus, den Grenzgebieten und der Geschichte des
Gebietes, sich überall auch auf gründliches Studium der modernen
Autoren stützend. Der besondere Teil bespricht zuerst die Telepathie
(vgl. Psych. Stud. 1922, Nr. 7) und das Hellsehen im allgemeinen, um
dann die kriminalistische Bedeutung auseinanderzusetzen. — Dabei gestatte
ich mir eine persönliche Bemerkung. Der Verfasser polemisiert
gegen mich, weil ich das Muskellesen oder die „Beobachtungstele-
pathie^ jedes wissenschaftlichen Interesses bar bezeichnet hätte. Wie
wohl aus dem Zusammenhang hervorgeht, spreche ich an der Stelle
(Einführung in den Okkultismus und Spiritismus) nur gegen die „Konzert-
saaltelepathen", die ich damit treffen wollte; daß das Muskellesen sonst
psychophysiologisch sehr interessante Seiten hat, "bestreite ich gewiß nicht,
insbesondere auch nicht seine Bedeutung für die Kriminalistik, die ich
dort allerdings nicht im Auge hatte. Im weiteren Teil seines Buches
berichtet Tartaruga über Versuche telepathischer Art mit einem Wiener
Medium „Megalis", die sehr interessante Ergebnisse hatten, indem das
Medium überraschende Angaben über den Hergang des Verbrechens
machte, die mit der Oertlichkeit, die ihr unbekannt war usw., übereinstimmten
. Die Angaben dürften meist auf Telepathie und zum Teil
auf Hellsehen beruhen. Weitere Mitteilungen über das Medium werden
uns versprochen, man wird ihnen mit Spannung entgegensehen. T
MT* Diesem Hefe liegt ein Prospekt des „Nirwana4* - Verlages,
Berlin S.W. 48, bei, der geil. Beachtung empfohlen wird.
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