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Schwab: Das sympathische Nervensystem.
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Umsetzung, aber die Psyche steht in einem Spannungsverhältnis
(Antagonismus) zu dem Organischen, ja sie stellt
in gewisser Beziehung ein Primat dar. Nicht nur Seelisches
kann eine Funktion des Körperlichen sein, sondern Körperliches
kann aus Seelischem entspringen.
Dies wird alles noch deutlicher erläutert, wenn wir nun
vom Sympathikus im Zusammenhang mit Geisteskrankheiten
sprechen.
Der Sympathikus leitet unsere Gefühle, Affekte, Gemütsbewegungen
in den Körper über (Röte, Blässe usw.).
Es sind besonders die Inhalte unseres Unterbewußtseins,
die mit dem sympathischen Nervensystem zusammenhängen.
Durch unbewußte Erinnerungen werden allerlei Symptome
ausgelöst (Angst, Herzklopfen, Atemnot).
Umgekehrt winden aber auch die körperlichen Vorgänge
durch den Sympathikus auf das Unterbewußtsein, so daß
in Träumen dementspiechende Bilder auftauchen. Z. B. bei
einer Störung des Herzens können traumhafte Bilder von
Verfolgung, bei Darmstörungen kann das sog. Albdrücken
entstehen. Dies beruht auf einem Meldesystem, das der
Sympathikus vertritt.
Der Sympathicus meldet jede geringste Störung im
Körper dem Gehirn. Von dort aus wird automatisch die Störung
reguliert, ohne daß das Bewußtsein daran beteiligt ist.
Dies hat eingehend Metzner beschrieben.
Im Traume nun können solche Eindrücke zum Bewußtsein
kommen, der Erinnerung eingeprägt werden. Dies geschieht
in symbolischen Bildern, ja, es kann direkt eine
Dramatisierung solcher Vorgänge vollzogen werden. Störungen
, Hemmnisse treten auf als ungünstige, böse Wesenv
Dämonen, Verfolger.
In einer früheren Abhandlung an dieser Stelle ist geschildert
worden, wie beispielsweise diese Vorgänge verlaufen
, wenn ein spitzer Gegenstand verschluckt und doch
ohne Verletzung des Verdauungskanals abgeführt wird, wie
eine Wunde heilt usw. Das tagwache Ichbewußtsein setzt
dem Durchbruch bildhafter Symbole dieser Vorgänge starke
Hemmungen entgegen. Fallen diese weg, so nennt man
Menschen, bei denen dies eintritt, „Geisteskranke*'.
Nun gibt es Menschen, bei denen diese Hemmung durch
eine Assoziationsstörung hinweggefegt oder herabgemindert
ist. Man nennt sie Geisteskranke; es können diese Eindrücke
danfa in erschreckender Weise wirken i'aU Aufmarschieren
von Dämonen, als Stimmen aus d»T Hölle
usw.).
Es gibt Menschen, die bildhaft ihre Eingeweide vor
sich sehen. Sie treten als halluzinatorische Gestalten auf.
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