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524 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 10. Heft (Oktober 1922.)
Chirognomie sogar zahlenmäßig nachweisen, und die Zeichen
der Hände sind ein Horoskop, das uns die Natur mitgegeben
. Ebenso ist daher auch alle „Magie" der Zahlen
lediglich abtrologisch, ja astronomisch begründet.*)
Keine Chimäre ist es, wenn die Astrologen behaupten,
die rechte Körperseite gehöre der Sonne, die linke dem
Monde. Es entspricht dies durchaus den elektropolaren
Beschaffenheiten, denn die Sonne ist vorwiegend nach
Reichenbach odnegativ, wie die rechte Körperseite; der
Mond stark positiv, wie die linke Seite, und der Mond als
ein Sammler der Gestirneinflüsse (er umkreist in verhältnismäßig
geringer Entfernung _die Erde, ist ihr Begleiter),
ist vom größten, stärksten Einfluß überhaupt, zeigt uns
die Details im Schicksal am reichsten neben den andern
Gestirnen an/*'
Daß das Gangliensystem das Überwiegemde und gestaltende
Nervensystem, hingegen Gehirn und Rückenmark
nur ein Anhängsel sein soll, kann nach den Ausführungen
Masches und Schleichs nahegebracht werden. Igh kann
die Einwendungen, die man Schleich macht, wegen seiner
Vermischung faktischer mit wissenschaftlichen Motiven. Es
muß zugegeben werden, daß viele seiner Behauptungen
vage sind, aber das Problem, das er berührt, ist sicher
diskussionsiähig. Leider ist Schleich nicht üef genug
ins OI;kulte eingedrungen.
Auch die ganze mystische Symbolik deutet auf den
Sympathikus. In der Apokalypse haben wir eine reiche
Fundgrube von Andeutungen, z. B. das Sonnenweib, den
Mann mit dem feurigen Schwert; dann in der Mythologie
und den Legenden die Helden alle, die den Drachen besiegen
, von Michael herab bis zu dem heiligen Georg und
Florian. Auch Siegfried ist eine spätere Anlehnimg an
das Drachenproblem der alten Magier und Mystiker. Alle
diese Symbole deuten auf die bewußte Ausbildung des
Sympathikusmenschen.
Die Sonne, die das Weib gebärt, ist aufzufassen als
der Solarplexus, der vom „Eingeweihten,, strahlend,
in den Kosmos hinausreichend, empfunden wird.
Der Drache ist die Ganglienpsyche, die in der Nacht
lebt, die von der Urzeit her enorme Lebensschätze birgt,
die der Eingeweihten erobert, resp. an dessen Tagesbewußtsein
abgegeben werden.
Der Drache ist der Inbegriff aller dämonischen Be-
*) Der Herausgeber möchte im Sinn gewiß zahlreichen Lesern den
"Wunsch zum Ausdruck bringen, daß diese emphatischen Ausführungen
ebenso sorgfältig bewiesen werden möchten, wie wir das von der Astronomie
her gewöhnt sind.
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