Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 530
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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530 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1Q22.)

nächst daheim erwartet werde. Am Silvesternachmittag
traf in der Tat ein Schreiben von ihr ein, das sich Punkt für
Punkt mir meinem Wahrtraum deckte.

Wir hatten ein vorzügliches Nachtmahl eingenommen
und plauderten in heiterster Laune bis Mitternacht; dann
klangen die Gläser aneinander: „Prosit! Glückliches Neujahr
!" In diesem Moment ertönte mitten im Zimmer eine
gewaltige Detonation, als wenn ein Revolver großen Kalibers
neben uns abgeschossen worden wäre. Sämtliche
Anwesenden zuckten zusammen. Wortlos, entsetzt, erschrocken
starrten wir uns an. Frau St. lispelte leichenblaß
: „Da hat sich einer angemeldet. Dieses Jahr geht
jemand." Mit einem Schlag war die Fröhlichkeit vernichtet
. Obzwar es ein deutlicher Schuß gewesen, durchsuchten
wir den ganzen Raum, rückten die Schränke von
ihren Plätzen, besahen immer wieder den Fußboden, nahmen
Bilder und Spiegel herab, in, dem krampfhaften Bestreben,
eine natürliche Ursache zu finden. Wir suchten und suchten
und wußten doch insgemein, daß wir nichts finden würden,
nichts finden konnten, weil etwas geschehen war, das jenseits
unseres Begriffsvermögens lag.

Frau St behielt Recht. Im selben Jahre starb ihre
Mutter, eine schöne, stattliche Vierzigerin, d*e man für
ihre Schwester halten konnte, an den Folgen einer plötzlich
notwendig gewordenen Kropfoperation. Mein Gatte
und das Ehepaar St. können jederzeit die Richtigkeit obiger
Angaben bezeugen.

,,Es gibt mehr Ding* im Himmel und auf der Erde, als
eure Schulweisheit sich träumt", sagt Shakespeare und wird
gewußt haben w7arum. 1914! Der Krieg beginnt vernichtend
wie ein Samum üben iE<uropa zu brausen. Mein zweiter»
Gatte, dazumal noch mein Bräutigam, war Ordonnanzoffizier
bei einer Brigade in Russisch-Polen. Nach den ersten
Stockungen flogen mit täglich die Feldpostkarten ins Haus,
tröstend, ermutigend und die Gefahren verschweigend. An
einem sonnigen Oktobermorgen befiel piich, obwohl der
Briefträger die ersehnte rosa Karte gebracht hatte, eine
heftige Beklemmung. Sie steigerte sich von Stunde zu
Stunde und war mit grenzenloser Müdigkeit verbunden.
Mittags gelang es mir kaum mehr, mich aufrecht zu halten.
Als das Essen abgetragen war, legte ich mich, ohne einen
Bissen genossen zu haben, nieder. Da kroch es eiskalt an
mich heran. Eine Ahnung, die bestimmtem Wissen gleichkam
, sagte mir, daß meinem Bräutigam Unheil drohe,
das ich mit dem äußersten *\ufgebot meines Willens abwenden
müsse. Ich konzentrierte mein Denken auf ihn,
fester und fester, bis ich in einen merkwürdigen Zustand


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