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Zeitschriftenschau
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keine Ruhe haben, da, wo ich bin, als bis es dort ein wenig1 ruhiger
geworden sein wird, wo ihr seid. Ich bin in Sorge und ich liebe mein
Vaterland zu sehn um es nicht zu sein."--
Soweit die medianim gegebene Botschaft des Feldmarschalls. —
Was sollen wir mehr bedauern, den geistigen Tiefstand der Leser eines
Blattes, dem dieses das offensichtliche Erzeugnis eines Mediums als
eine authentische Aeußerung des verstorbenen Lords zu bieten wagt,
oder aber die Tatsache, daß sich ein internationales spiritistisches Blatt
jetzt im Frieden noch immer in den Dienst der Kriegshetzer stellt? Ist
das die Weltverbrüderung, der universelle Friede, dem4 der internationale
Spiritismus angeblich dienen will? Sollte in der Tat etwas Wahres an
dem sein, was Heise*) sagt: „So können die „Wissenden" Englands
mit einer gewissen, freilich satanischen Genugtuung berichten, wie ihnen
die „Toten" den Weg zur Welthegemonie weisen. Und so fabelhaft
klingen die Berichte über Gespräche, die sie mit ihren Toten pflegen
und die sie durch ihre Medien erhalten, daß England zur Errichtung
einer direkten Hochschule für spiritistische Kundgabungen schritt. Und
zu Millionen verteilte England seine Propagandaschriften für den Spiritismus
sowohl im Lande als an den Fronten. Und das ist die dunkle
Magie, mit der Britannien seinen Weltsieg gewann."
Die vorsteherde Mitteilung schien mir erforderlich, um die Tatsache
zu brandmarken, daß sich ein englisches internationales Spiritistenblatt
in den Dienst der Kriegshetzer stellt, und um auf die Gefahren
hinzuweisen, die dem und durch den Spiritismus drohen, wenn er in
die Politik einzugreifen sich erlaubt. Freudenberg.
La Reyue spirite« 65. Jahrgang, Juni-Juli 1922. Spukhäuser C. Flammarion
. Zwei Fälle von mediumistischem Hellsehen. Die Flammarionfeier
in der Sorbonne zu Ehren des 80. Geburtstages des allseitig verehrten
Gelehrten. Der Spiritismus in der Kunst (die Musik). Psychischer
Rapport und Kryptästhesie (Bozzano wendet sich gegen Richet
Der von diesem aufgestellte Begriff der Krypiästhesie, d. h. die Er-
kennung dessen, was ist, war und sein wird, habe nur Sinn, wenn dabei
psychischer Rapport bestehe. Das aber hatte Richet in Abrede gestellt).
Zeitschriften und Tageblätter. Auswärtige Chronik. Vorträge und Gesellschaf
tsberiehte. — Freudenberg.
Morseschrift aus dem Jenseits. Die „Zeitschr. für Seelenleben'*
bringt in Nr. 12 vom 17. Juni 1922, S. #4/95, einen Bericht „Aus einem
Familienzirkel" von H. B. Fischer, wo von einer Intelligenz ^berichtet
wird, die sich beim Klopfen der Morsezeichen bediente. Es
handelt sich um einen durch Brustschuß gefallenen Kriegskameraden
eines Zirkelteilnehmers. Es wird dabei folgendes mitgeteilt: „Hans R.,
du wirst großes Glück haben; es wird dir gut gehen." Auf die Frage,
worin das Glück bestehen würde, erwiderte er: „das kann ich dir
jetzt nicht sagen, du wirst es aber zu Weihnachten erfahren." Und
wirklich kommt am 1. Weihnachtsfeiertage Hans aus R. zu uns herüber
mit einem ihm zugegangenen Schreiben der Regierung, worin
ihm wider alles Erwarten vom 1. Januar 1922 ab eine Lehrerstelle
in L. übertragen wurde. Dort befindet er sich zurzeit noch und
wünscht auch dort zu bleiben. Nach Lage der Dinge war wegen
Lehrerstellenmangels mit dieser Anstellung gar nicht zu rechnen." Der
Identitätsbeweis, der hier vom Einsender angenommen wird, kann von
uns kaum -als stichhaltig angesehen werden. Denn einerseits können
viele Kriegsteilnehmer die Morsezeichen abhören und andererseits handelt
es sich bei der Besetzung der Lehrerstelle doch wohl um einen vorbereiteten
oder doch erwarteten (wenn auch hier für unwahrscheinlich
gehaltenen) Vorgang.
*) Okkultes Logentum. Von Karl Heise. Leipzig, Max Altmann.
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