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574 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 11. Heft (November 1922.)
Und so ist aer Religionsunterricht, den jeder von Kind
auf genießt, eine unerläßliche psychologisch-pädagogische
Einrichtung. Durch den „Gott" im Herzen bleiben die
Menschen in der gesunden Mitte. Durch das G e b e t wendet
man sich an das den ganzen Organismus überwachende
Etwas, so daß kein Teil allein zur Herrschaft komme. So
auch bezüglich der Organe, die in unserm Unterbewußtsein
ein selbständiges Dasein einnehmen können. (S. bei Staudenmayer
, Dickdarm als Bock usw.) Durch das Tischgebet
soll z. B. bewirkt werden, daß die Nahrungsstoffe nicht zur
Ernährimg fremder Herren in uns dienen, sondern nur
dem ureigensten Ich — das mit dem Universum eins ist,
subordiniert werden müssen. Deshalb die verbindlichen
Gefühle des „Dankes", die Appellation an den Unendlichen
usw.
Daß bei vielen Menschen eine solche Fremdherrschaft
Platz greift, sehen wir an dem Bierbauch, an der Säufernase,
an der Fettleber usw. JPie hypertrophischen Teile sind die
Domizile von zur Herrschaft gelangten JBewußtseinsteilen
in uns.
Sehen wir manche Menschen darauf an. so können wir
oft finden, daß nicht sie selbst, sondern Fremde ihren
Körper bewohnen.
Wunderbar illustriert finden wir dies in dem genialen
Werk Etidorhpa, wo ein Mensch eine symbolische Reise
ins eigene Innere (dort in den Mittelpunkt der Erde) macht,
da alle diese Dämonen antrifft und mit ihnen abrechnen
muß.
Nachtrag.
Das Vorstehende war der wesentliche Inhalt eines Vortrags
, gehalten in der D. O. G., er gab Anlaß zu einen
Diskussion, in der mir durch die Herren Dr. Aigner, Sanitätsrat
Dr. Bruck, W. Kröner, Dr. Quade wichtige Anregungen
zu einer erweiterten Berücksichtigung medizinischer und
biologischer Fragen in Beziehung zum Sympathikus nahegelegt
wurden. Für diese Anregung danke ich den genannten
Herren; ich hatte die Beziehung zur'Medizin als zu weitgehend
aus dem Vortrage fortgelassen, möchte aber in diesem
Nachtrag noch auf einige dieser Punkte eingehen und
damit den damals aufgeworfenen Problemen gerecht werden.
Es mußte noch der Stigmata der Heiligen und Nonnen
(Katharina Emmerich) gedacht werden, die ja von der
starken Einwirkung der Vorstellung (die Wundmale Christi)
auf das vegetative Leben des Organismus herrühren. Hierher
gehören auch durch Hypnose hervorgebrachte Brandblasen
, was durch eine Funktion des Sympathikus eine
Erklärung findet. Benachbart sind die ^Legenden" von
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