Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 584
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
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584 Psydhisch« Studien. XLIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1922.)

Gemütsanlage, frei von Verstiegenheiten und Phantastereien,
was sich auch kaum mit seinem ärztlichen Berufe vertragen
würde. Seit vielen Jahren hat er Hellgesichte im Schlaf
und Halbschlaf an sich beobachtet und sich aus diesem
Grunde daran gewöhnt, genau über alle solche Erlebnisse
Buch zu führen. Die beiden fraglichen, recht kurzen Träume
fanden frühmorgens zwischen 3—4 Uhr statt und verliefen
so (ich folge der unmittelbaren Niederschrift):

1. Traum vom 18. April 1922: „In einem großen
Turm. Auf einer langen Holztafel liegen die Leichen von
10—12 Männern, sie sind überlebensgroß. Darunter
Rathenau. Mein Begleiter tippt auf diesen und sagt:
Eitel! — Ich steige dann eine Art Treppe hinauf, soll
wohl die Leiche mitsezieren. Eine Stimme schwingt laut
durch den Raum : „Wir haben keinen falschen Vertrag!" —

2. Traum vom 24. April 1922: „Ich wandere und
steige auf einen recht steilen Hang. Schließlich wird's
mir zu gefährlich, ich überlege, wie die bequeme Straße
im Tale zu erreichen sei, die ich unten liegen sehe und die
an dasselbe Ziel führt; doch finde ich nicht gleich Abstieg
und Weg. Plötzlich ist mein verstorbener Vater da und teilt
die Büsche auseinander: nun sehe ich klar den Weg.
Mein Vater deutet nach rückwärts, wo steile Sandkuppen
zu einem Gewässer abfallen. „Dort", sagt
er, „liegt Rathenow!" Doch ist von einer Stadt oder
einem bewohnten Orte nichts zu sehen." —

So weit die Träume. An ihnen interessiert zunächst
der Zeitpunkt. Traum 1 ist gute 9 Wochen, Traum 2
rund 2 Monate vor Rathenaus Ermordung geträumt
, die am 24. Juni vor sich ging. Dennoch kann
hier von prophetischen Träumen im eigentlichen Sinne nicht
gesprochen werden, und zwar auf Grund folgender Erwägungen
.

Der 1. Traum fällt bemerkenswerter Weise genau auf
den Zeitpunkt, wo der deutsch-russische Rapallovertrag geschlossen
wurde. Dieser Vertrag, am 17. April 1922 endgültig
zwischen den Staatsmännern festgelegt, wurde am
18. April öffentlich bekannt gemacht — also an demselben
Tage, in dessen nächtliche Frühstunden der Traum fiel.
Die Pläne für das Ministerattentat sind nun aber, wie die
Presse s. Zt. zu melden wußte, „nicht erst in den jüngsten
Tagen gefaßt worden, sondern wurden in geheimen Sitzungen
der Organisation Consul schon zu einer Zeit ausführlich
besprochen und beraten, als sich Minister Dr. Rathenau
zur Konferenz nach Genua begeben hatte", (vgl. „Hann.
Anz." vom 1. Juli 1922.) Es wäre also ganz gut denkbar,
daß der Beschluß zu Rathenaus Beseitigung genau zu der


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