Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 596
(PDF, 191 MB)
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596 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1922.)

Nur kurz sei gesagt, worum es sich handelt. Den Mittelpunkt
des Dramas bildet ein Mensch, und zwar ein Dichter, dar
anfangs noch unbewußt, zu allerletzt aber bewußt sogar,
seine Macht gebrauchend, die Fähigkeit besitzt, das Geschehen
der Vergangenheit und der Ferne hellsichtig zu
reproduzieren. Oder anders ausgedrückt: Der Inhalt des
Dramas sind die furchtbaren Konflikte, die sich daraus ergeben
, daß ein Mensch aus der ausströmenden Seele anderer
ein Wissen um Tatsachen erwirbt, die ihm verborgen bleiben
sollen. Das Wertvolle an dem Drama ist, daß Scholz diesen
Menschen im Innersten tief nachgefühlt hat, so daß die Ge-
stall und das Geschehen um sif uns psychologisch ja im
Prinzip auch wissenschaftlich glaubhaft erscheint und starke
künstlerische Wirkungen von ihr ausgehen.

Das wird, soweit sich das in Kürze analysieren läßt,
erreicht, indem von vornherein der Gestalt eine solche hellsichtige
Feinfühligkeit verliehen wird, daß wir das weitere
im Stück glauben. So z. B. wenn der Held des Stückes,
der Dichter Dr. Martins, sagt: „Ich habe von allen Dingen,
die mir zum Bewußtsein kommen, das Gefühl, daß ich sie
fcchon sehr lange wußte." Oder wenn er zu seiner Frau,
um von den Zufallseinzelheiten im Erfassen des Wesentlichen
nicht gestört zu werden, sagt: „Geh hinter mich,
damit ich weiß, wie du wirklich bist", damit ich „dein
Wesen aus mir erzeugen kann". Alle diese Sätze sind auf
ein inniges Vertrautsein und ein gewohntes Hinuntersteigen
in das Unterbewußtsein gestimmt. Mit solchen psychologisch
einwandfreien Mitteln wird die Stimmung geschaffen
für die das Schicksal vorbereitende dritte Szene, in der
dem Dr. Martins seine eigene Romanfigur leibhaftig entgegentritt
, um Rechenschaft zu fordern für begangene Indiskretionen
. Die Motivierung dieser Szene bleibt wieder weit
entfernt von allem, was äußerlich oder Effekt genannt werden
kann. Sie ist psychologisch in jeder Einzelheit und
auch in der Steigerung hochinteressant und deckt in überzeugender
Weise hellseherische Beziehungen auf. Technisch
geschieht das, indem der Fremde Beziehungen,
Brücken, Mittelspersonen für das Unverstehbare sucht, während
Martins von fassungslosem Erstaunen zu dem Wunsche
geführt wird, psychologisch und wissenschaftlich das Merkwürdige
klarzustellen.

Damit ist der Stoff zur Handlung gegeben, auf die
?ch natürlich nicht eingehen will. Nur das eine sei noch
gesagt, daß die Klarstellung darauf hinausläuft, daß eine
Art Probe vereinbart wird. Der Dichter Martins wird seinen
Roman weiter schreiben, der andere sein Leben weiter leben.
In beiden Fällen stand es gerade hart vor einem Konflikt,


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