Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 598
(PDF, 191 MB)
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598 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1Q22.)

außerordentlich dürftiges zu nennen, und es mußte Verwunderung erregen
, daß es immerhin geFang, zwei Stunden lang eingehende sog. Protokolle
zu verlesen. Lediglich ein einziges Gebiet von alledem, was untersucht
v. erden sollte, konnte besprochen werden. Es haben sich nämlich
nur eine Anzahl von Leuten gemeldet, die vorgaben, Hellseh-Medien
zu sein. Zum Teil bezog sich die angebliche Fertigkeit derselben auf
das Deuten von Träumen, teils auf Hellsehversuche. Das in ^den meisten
Fällen negative Ergebnis der mit Geduld und Ausdauer angestellten
Versuche w7urde vom Vortragenden in der bekannten Art wiedergegeben,
wobei der Versuch, die Lachmuskeln der sonst tödlich gelangweilten
Zuhörerschaft zu reizen, nicht unterblieb.

Mit Wärme wurde das Wohlwollen und das geduldige Einstellen
auf die Versuchspersonen hervorgehoben, wobei der Vertreter einer
Firma für Wollwaren und Hefren- und Damenwäsche aus Sachsen besonders
zeitraubend behandelt zu sein schien. Mif Nachdruck wurde
auch betont, daß dem gewiß zu erhebenden Einwand gegenüber, ,daß
es sich nicht um richtige Medien gehandelt hätte, zu erklären sei, daß
es sich um teilweise sehr bekannte Personen ihres Faches gehandelt habe.

Mit größter Verwunderung wurde im Schlußwort, als das negative
Resultat nochmals hervorgehoben wurde, jeder Hinweis auf die anderen
Punkte des Programms vermißt. Es mußte in diesem Kreise, o!er gekommen
war, um doch immerhin mehr zu hören, Erstaunen erregen,
daß von Telepathie, Telekinese, Materialisationen usw. auch mit keinem
Worte die Rede war. Und das alles nach einem Jahre sogenannter
emsiger Forschung von einer so bedeutend angekündigten Kommission!

In der Diskussion, zu der sich diesmal Herr Moll bequemt hatte,
wurde dieses magere Ergebnis denn auch von verschiedenen
Seiten beleuchtet. Es sprachen die Herren Aigner, Schwab, Sünner,
Frank-Bnesen, Dessoir und andere.

Herr Sünner wies darauf hin, daß man über den Bericht des
Abends als Ueb^rsehrift setzen könne: Märchenerzählungen. Denn der
Vortragende sei wohl sog. Märchenerzählern zum Opfer gefallen, Personen
von merkwürdiger Geistesverfassung oder sogar mangelnder
Urteilskraft, die aus ganz anderen Gründen, um sich wichtig zu tun
oder berühmt zu werden, oder um ein Zeugnis zu erhalten, sich zur
Verfügung gestellt hatten. Man müsse sich wundern, daß solchen
Leuten so viel Zeit und Mühe gewidmet worden sei, wobei man die
Vermutung nicht los werde, daß mit allen Mitteln wenigstens ,Stoff
für einen Referierabend gesammelt wurde. Merkwürdigerweise habe
Herr Moli dem Reisenden in wollenen Unterhosen und Damenwäsche
einen ganzen Abend der Kommission gewidmet, während doch jeder
andere Arzt nach zwei Minuten diesem Herrn mit Rücksicht auf die
kostbare Zeit die Tür gewiesen hätte. Es scheine also, als wenn die
Warnung der Deutschen Okkultistischen Gesellschaft in Berlin vor
einem Zusammenarbeiten mit Herrn Moll Früchte getragen habe. Auch
bestehe seit einem halben Jahre eine „Aerztlich£ Gesellschaft für Parapsychische
Forschung", die das Ihrige zum Fernhalten von Medien
getan habe, und die auch beansprucht, ein Wort auf diesem Gebiete
mitsprechen zu dürfen. Richtige Medien mit ihrem besonders
gearteten Nervensystem und Seelenleben stellten sich im allgemeinen
nicht auf den Markt und riefen: „Hier bin ich," sondern ließen sich
mühsam finden, und dann nur in kleinem Kreise von Aerzten und Naturwissenschaftlern
untersuchen. Das höchst dürftige Ergebnis sei also
vorauszusehen gewesen, und vor den zahlreich erschienenen Pressevertretern
sei ein Wort der Abwehr am Platze, die Ausführungen des
Herrn Moll als der Weisheit letzten Schluß zu betrachten. (Auffallenderweise
wurde diesen Ausführungen in diesem Kreise lauter Beifall
zuteil.)


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