http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0611
Meinungsaustausch.
599
Herr Di. Frank-Briesen hob die von verschiedenen Seiten schon
früher (Kröner, Sünner it. a.) bemängelte persönliche, unglückliche Art
und Weise des Referenten hervor, die nicht die Einstellung und Gewähr
biete, erfolgversprechend auf diesem Gebiete zu arbeiten. Er
empfahl ein Zusammenarbeiten aller in Berlin bestehenden, für das
Gebiet der okkultistischen Forschung ernstlich interessierten Kreise.
Auf die Frage an den Vortragenden, wer denn die so bekannten Medien
gewesen seien, ob er sie mit Namen nennen könne, blieb Herr Moll die
Antwort schuldig.
Hen Prof. Dessoir bedauerte das negative Ergebnis der Kommission
und unterstrich die ungeheure Mühe und Zeit, die man auf
die Untersuchungen verwandt habe. Er betonte die Bereitwilligkeit,
trotzdem ernsthcn weiterhin mitforschen und mitarbeiten zu wollen, da
er sich freuen würde, auf einem Gebiete, von dem so manche bedeutende
Persönlichkeiten sagten, daß „etwas Wahres daran sei", auch einmal
etwas Positives zu erleben.
Leider wird dieser begreifliche Wunsch solange unerfüllt bleiben,
solange Herr Prof. Dessoir und der dritte Mitarbeiter der Kommission,
Herr Dr. phif. Baerwald, sich nicht von Herrn Moll zu trennen vermögen
. Daß dieser sich noch nicht in die Rolle dessen, der seine
einstmals angemaßte tonangebende Stellung auf dem Gebiete parapsychischer
Forschung langst verloren hat, hineinzufinden vermag, bewies
sein Auftreten an diesem Abend, wo es ihm doch ein leichtes
gewesen wäre, in der Versenkung zu bleiben. Seine Unverwüstlichkeit
ist anzuerkennen, aber daß er aus den verschiedensten Vermahnungen,
die er im Laufe der Zeit einstecken mußte, auch aus Universitätskreisen
außerhalb Berlins, nicht das mindeste gelernt hat, bewies sein Schlußwort.
(Vergleiche z. B. gelegentlich eines früheren Vortrages von Moll die
Ausführungen des Heidelbergers Psychiaters Professor Gruhle im Zentralblatt
für die gesamte Neurologie und Psychiatrie vom 15. April 22, die
an dieser Stelle auch einem weiteren Leserkreise zu unterbreiten mir
nicht unwichtig erscheint. Gruhle sagt folgendes: Moll macht sich seine
Aufgabe zu leicht. Er erklärt zwar ausdrücklich, man soll „alle Sachen"
untersuchen, aber für ihn scheint —- aus seinem ganzen saloppen Ton zu
schließen-— das negative Ergebnis vcn vornherein festzustehen: alles ist
Schwindel oder Selbsttäuschung. Er hat den Phänomenen gegenüber —
von Mystik ist übrigens in wissenschaftlichem Sinne nicht die Rede —
niemals die Einstellung, man solle den Medien die Aufgabe erleichtern,
sondern er sucht sie ihnen zu erschweren. Moll interessiert sich dafür,
was Medien nicht können,— er sollte sich dafür interessieren, was und
unter welchen Umständen sie mehr können als andere Leute. Darauf
kommt es an. Derartige mit garstigen Witzchen ausgestattete populäre
Vorträge bringen gerade den Arzt in seiner Fortbildung nicht weiter.)
Nachdem seine „Gegner" sich ausgesprochen hatten, und ihm
nun nicht mehr gefährlich werden konnten, versagte er es sich nicht,
nach den verschiedensten Seiten hin sein sattsam bekanntes Gift zu
verspritzen.
Meinungsaustausch.
Zu „Immanenz oder Transzendenz?" des Herrn Hofrats Seiling
im Septemberheft der „Psych. Stud." (S. 476 ff.) schreibt uns Herr
Richard Aurich, Kaiserslautern: „In seinem Artikel erwähnt der Herr
Verfasser (S. 480 ff.) auch einen Bericht des Generals Drayson, nach
welchem in einer spiritistischen Sitzung ein „Geist" einen Irrtum Her-
schels, des Entdeckers des Planeten Uranus und seiner Trabanten,
richtiggestellt hätte. Hierzu bemerke ich folgendes: In seinem Werka
„Unbekannte Naturkräfte", Jul. Hoffmann, Stuttgart, 1008, weist der
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0611