Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: 620
(PDF, 191 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0632
620 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 12. Heft (Dezember 1922.)

der „Anblick" suggestiv. Es ist bekannt, wie „ansteckend4*
ein Fall von Veitstanz (Chorea) in Schulen wirkt.

Aber doch scheint hier ein wesentlicher Unterschied
zu bestehen. Der Hypnotiseur ruft seinem Medium den
Befehl zu: Sie werden schwitzen. Hier enthält die Suggestion
das, was im Körper geschehen soll. In unserm Fall
lautet die Suggestion so: Gehen Sie über die heißen Steine,
es wird Ihnen nichts schaden. Hier fehlt die Angabe
dessen, was physiologisch dazu nötig ist: die durch eine Zeit
andauernde gesteigerte Schweißabsonderung. Wie weiß das
Unterbewußtsein, daß es diese zu bewirken hat, um der
suggerierten Aufgabe zu genügen?

Doch sehen wir genauer zu, so müssen wir sagen, daß
die Sachlage im Wesen die gleiche ist, wenn Schwitzen,
Armlähmung und dergl. suggeriert wird. Denn auch hier
enthält die Suggestion nur das Endresultat, zu dessen
Erzielung ein ungeheuer kompliziertes Zusammenspiei von
Mittelgliedern in Gang gebracht werden muß. Dieser Me
chanismus wäre höchstens dem idealen Arzt und Physiologen
bekannt. Heute kennen wir ihn nur in ganz groben
Umrissen. Wenn man den Hypnotisierten fragte, wie er
es anstellt, um zu schwitzen, könnte er keine Antwort geben,
aber er schwitzt, wenn es ihm suggeriert ist. Sogar Suggestionen
, welche körperliche Zustände intendieren, für die
es keine Erinnerungsbilder gibt, da sie noch nie erlebt
wurden, rufen die entsprechende Erfüllung hervor, bewirkt
durch eine lange, unterschwellig verlaufende Kette von
Mittelgliedern, v. Schrenck-Notzing führt einen Fall
an, in dem ein Student der Medizin seine durch ihn in
Hcffnung gekommene Cousine hypnotisierte und ihr die
Symptome des Abortus für eine bestimmte Stunde suggerierte
. Der Abortus erfolgte pünktlich. Mag diese Angabe
der Symptome noch so detailliert gewesen sein: die
zahllosen unvermeidlichen Lücken hat der Organismus durch
eigene Arbeit ergänzt.1)

Wir können nur sagen: wenn dem Organismus
eine Tätigkeit suggeriert wird, die seinen
Fälligkeiten erreichbar ist, so führt er das
Resultat herbei, indem er auch alle Zwischenglieder
setzt, obwohl sie in der Suggestion
nicht enthalten sind und überhaupt nicht be-
wüßt werden. Neovitalisten drücken das so aus: die
Vitalpotenzen, die den physischen Organismus bauen und
beherrschen, passen sich gestellten Aufgaben mit einer gewissen
, Vernunft selbsttätig und zweckmäßig an. „ ,Ich4

*) Ich zitiere den Fall aus Aug. Forel, Der Hypnotismus, 8. u. 9. Aufl.
1919, S. 336.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0632