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Forthuny; Experimente mit dem brasilianischen Medium Prado. 627
Dann begibt er sich ins Kabinett zurück. Plötzliches Erscheinen
eines Wesens, das bedeutend größer ist als Joao
und das Medium. Das Phantom fällt nieder, betet mit
gekreuzten Armen, verschwindet dann. Kontrolle der
Fesseln des Mediums: Sie sind im selben Zustand wie vor
der Sitzung.
17. Mai: Zum erstenmal photographischer Versuch:
Herr Bozio, der Operateur, hat vorsichtig die äußerste Dosis
Magnesium ausprobiert, die nötig ist, um gute Resultate
zu erhalten und dabei den durch Explosion und zu starke
Helligkeit hervorgerufenen Chok des Mediums zu vermeiden.
Vor der Sitzung wurden die Platten sorgfältigst im „Centre
photographique" untersucht.. Ein Berufsphotograph war
bei der Entwicklung der Platten zugegen. Mme. Prado,
das Medium, saß auf einer weißen Mauer; hinter ihr sah
man, auf einen Stuhl gestützt, ein weißgekleidetes Phantom
mit schwarzen Haaren und sehr deutlichen Gesichtszügen;
„das Bildnis meines verstorbenen Vaters Joachim*6 erklärte
Herr Prado.
14. Juli: In Gegenwart der Herren M. Kouma Houri-
goutchy, des japanischen Botschafters in Brasilien, des
Dr. V. de Mendoca und 15 anderen Zeugen. Halbdunkel.
Ein Ventilator ist in Gebrauch, damit die Abgüsse schneller
kalt werden. Durch Klopftöne wird Dr. de Mendoca gebeten
, sich mit dem japanischen Botschafter dem Käfig
zur genaueren Kontrolle zu nähern. Joao erscheint, schüttelt
dem Arzt und M. Kouma die Hand. Während alle zu-
schauen, arbeitet er im Paraffin; drei Personen dürfen
seine Hand, die sich nach und nach „behandschuhtberühren
. Den fertigen Abguß überreicht er einem der Teilnehmer
, der ihn Herrn Kouma gibt. Dann wird ein zweiter
Abguß hergestellt. Joao verschwindet, Annita erscheint.
Sie betet auf den Knien. Eine Viertelstunde bleibt sie
sichtbar. Händedruck. Verschwinden. Joao erscheint nochmals
und betet. Darauf bewegt sich das Phantom zum
Medium zurück und stärkt es neu.
Diese Sitzungen erregen schließlich Aufsehen im ganzen
Land. Die Geistlichkeit nimmt Anstoß daran. Der Pater
Florenzio Dubois leugnet die Authentizität, ja die Möglichkeit
der Phänomene. Es entstehen Streitfragen um einzelnes,
wobei das materialisierte Gebilde wie ein schaffender Künstler vorging,
mag man eher für gewisse Handabgüsse Aehnlu bes annehmen; sie scheinen
allerdings von einem weniger geschickten Modelleur herzurühren. Die
bra-iiianischen Atrzte, die die Phänomene kontrollierten, werden ohne
Zweifel diese wohlb«grründete Kritik anerkennen. Es wäre wünschenswert,
von diesen verdächtigen Händen neue verschärfte und vergrößerte Aufnahmen
zu erhalten.
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