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Tischner: Prophezeien und Hellsehen
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wenn man errechnet, wieviel positive den negativen gegenüberstehen
, und das tue ich nach der Behauptung von
Herrn Moll in der Tat. Er schreibt: „Am Schlüsse der
Tabelle bringt er die Zahl der Versuche, zählt die Treffer,
spricht von der Wahrscheinlichkeit, wie sie bekanntlich zur
Bewertung von Statistiken dient. Er zählt in der Zusammenstellung
die Treffer zusammen, gibt Gründe an, weshalb
manche Versuche negativ waren; was die Hellsehversuche
betrifft, so ständen 27 Voll- und 3 Halbtreffern nur eine
falsche Lösung und vier nicht gelöste Aufgaben gegenüber.
Das nennt Tischner eine Tabelle." —
Wenn man liest, daß „d i e" Hellseh versuche 27 Treffer
usw. ergeben hätten, so muß man doch annehmen, daß ich
die Gesamtheit der Hellsehversuche statistisch verarbeitet
hätte; wenn ich eine solche Statistik gemacht hätte, wäre
*?s allerdings eine Unterlassungssünde, wenn ich die mißlungenen
Versuche mit Frl. Sch. unter den Tisch hätte fallen
lassen, ich würde dadurch verhältnismäßig zuviel günstige
Resultate vorgetäuscht haben, aber so liegt die Sache nicht.
Wenn Herr Moll ein wenig sorgfältiger gelesen hätte, so
würde er finden, daß die 27 Treffer sich nur auf eine Versuchsreihe
mit Herrn Re. beziehen. Herr Moll leistet sich
also selbst eine „öffentliche Irreführung", deren er mich
bezichtigt. Damit man sieht, daß hier auch für Herrn Molls
Aus- und Unterlegungskunst schlechterdings keine Möglichkeit
besteht, zitiere ich wörtlich (S. 86, 1. Aufl.) : „____mit
Herrn Re. habe ich 69 (nämlich Hellsehversuche) angestellt.
Wenn ich die Versuche der zweiten Periode fortlasse, . . .
so bleiben bei ihm 36 Versuche übrig". Diese beurteile
ich in der oben von Moll angegebenen Weise (27 Treffer usw.)
Ich spreche also in klarer und ausdrücklicher Weise von
Herrn Re., und nur Herrn Molls von Vorurteilen geleitetes
oberflächliches Lesen war es beschieden, an Wortlaut und
Sinn glücklich in der von ihm beliebten Richtung vorbei-
zulesen.
Liebenswürdigerweise ist Moll geneigt, diese „öffentliche
Irreführung" nicht auf bewußte Absicht zurückzuführen, er
nimmt an, daß mich „mangelnde Fähigkeit" zu dieser Irreführung
gebracht habe. Ich bin Herrn Albert Moll für
diese günstige Beurteilung meiner sittlichen Persönlichkeit
aufrichtig dankbar, wenn mir diese Dankbarkeit auch dadurch
etwas erschwert wird, daß es auf Kosten meiner
Intelligenz geschieht.
Da Herr Moll den Standpunkt vertritt, daß man als
Kritiker des Okkultismus nicht an Ehrlichkeit zu glauben
brauche (S. 10), so wird er auch der Kritik das gleiche
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