http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0660
648 Psychische Studien. XLIX. Jahrg. 12. Heft (Dezember 1922.)
Lehmann wurden in den Procedings der S. P. R. und
anderwärts zahlreiche Ungenauigkeiten und dergleichen
mehr nachgewiesen, außerdem hat er mehrfach die Gewohn
heit, Dinge in Anführungsstriche zu setzen, bei denen er
nicht nur, ohne es anzudeuten, Auslassungen macht, sondern
auch willkürlich die Sätze kürzt und anders gestaltet (vgl.
den Bericht über die dialektische Gesellschaft), wobei bekanntermaßen
es sich kaum vermeiden läßt, daß der Sinn
mehr oder weniger entstellt wird, auch da kommt es leicht
zur „öffentlichen Irreführung". Ueber das Baerwaldsche Buch
habe ich selbst eine ausführliche Kritik gebracht (Psych.
Stud. 1920, S. 358), in der ich zeigen konnte, daß sich
grobe Fehler und Ungenauigkeiten finden, in meiner kürzlich
erschienenen Herausgabe der Zöllnerschen Schriften
habe ich außerdem auf beträchtliche „Irreführungen4' aufmerksam
gemacht. Wir sehen also, daß auch innerhalb der
Mauern gesündigt wird, sowohl bei Moll selbst als auch bei
Dessoir, Lehmann und Baerwald sind „Irreführungen*'
nachgewiesen, es wäre also von Moll konsequent, daß er
auch über diese Herren zur Tagesordnung hinwegginge
und gelbst schwiege. —
Meiner Meinung nach sollte man sich auch beim Gegner
bemühen, die geistige Leistung trotz des andern Standpunktes
und trotz kleiner Versehen objektiv zu würdigen,
aber die Gegner, voran Moll, fordern es ja direkt heraus,
daß man in dasselbe Horn bläst. Ich glaube, der Ermittlung
der Wahrheit wäre besser gedient, wenn die literarische
Kritik gemäßigtere Bahnen einschlüge. Bekanntlich hat
auch Homer manchmal geschlafen, und sogar JHerrn Moll
passiert das, wie wir gesehen haben, mitunter!
Hinten wird in dem Büchlein angezeigt, daß nächstens
auch ein Buch über den Spiritismus von Moll erscheint.
Es ist wohl anzunehmen, daß es nicht nur die spiritistische
Deutung sog. okkulter Phänomene bringt, sondern unter
anderem auch über die Phänomene selber berichtet. Schon
jetzt wird sich der Kenner auf den logischen oder vielmehr
unlogischen Eiertanz freuen, den Moll aufführen wird, um
die Tatsachen aus der Welt zu schaffen, wie z. B. die
Klopflaute, die ja bekanntlich alle betrügerischer Natur
sind und mittels der Zehen, Sehnen, Rippen usw. hervorgebracht
werden! Wer jemals bei einem an Händen und
Füßen gehaltenen Medium Klopflaute von der Stärke von
Hammer Schlägen gehört hat, lächelt jetzt schon über die
Genüsse, die in dem kommenden Molischen Buch seiner
warten! —
R. Lambert spricht einmal mit Recht von dem „scherzhaften
*' Bericht, den Moll von einer Sitzung gibt, damit an-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1922/0660