Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
49. Jahrgang.1922
Seite: I
(PDF, 191 MB)
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Beilage zum I. Semester 1922 der Psych. Studien

XLIX. Jahrgang.

Vom letzten Geheimnis*
Von Dr. Walter Colsman, Göttingen.

Das letzte Geheimnis ist die Frage nach Wesen und Sinn dieser
Welt, unseres Lebens, die Frage nach Unsterblichkeit und Gott.

Kein Zweifel herrscht, daß, so heiß auch das Bemühen
unzähliger Geschlechterfolgen war, einzudringen in die hier
uns umgebenden Dunkelheiten, ihm ein entsprechender Erfolg
bisher nicht beschieden war, ja daß sich das Dunkel noch zu vertiefen
, das Unfaßliche sich noch anfaßlicher zu gestallen schien,
je weiter der forschende Geist sich den Weg bahnte in der
Geheimnisse Wunderbau. Und es waren und sind nicht die
Geringsten, die zu dem Schlüsse kamen: Nie werden wir das
Rätsel lösen können, es ist erhaben über unsere Fassenskraft,
wie das Licht der Sonne erhaben ist über den Schein einer
kümmerlichen Erdflamme; es ist unser schweres Schicksal, zeit
unseres Erdenlebens umgeben zu bleiben von einem unfaßbar
großen, heiligen Geheimnis.

Und doch, so sehr sich solche Anschauung und Stimmung
zeitweilig dem Geiste aufdrängen mögen, befriedigen werden
sie ihn auf die Dauer gewiß nicht, und wieder und wieder
wird er die Sonde ansetzen, versuchend, ob er nicht doch eindringen
kann in die Schächte des Seins, ob sich ihm nicht doch
wenigstens ein feiner Spalt zunächst eröffnet, der ihn das Licht
ahnen und dann in immer größerer Fülle schauen läßt; ob er
nicht endlich in seliger Entdeckerfreude klar und bewußt die
Kräfte verstehen und sehen lernt, die in den Tiefen des Alls
verborgen walten und schaffen.

Des Rätsels größte Schwierigkeit aber liegt darin, daß unsere
Sinne, unsere tägliche Wahrnehmung, unsere exakte wissenschaftliche
Erkenntnis uns etwas anderes zu lehren scheinen,
als unser Verstand anerkennen und wahrhaban will. Täglich
sehen und erleiden wir das Leben der Ruhelosigkeit, der Entwicklung
, des Strebens, des Emporquellens aus dunklen Gründen,
des Hinflutens im mächtigen Lebensstrome und des Verklingens
im geheimnisvollen Meere des Todes. Und dieses Werden,
Sich-entfalten, dieses Wachsen, Reifen, Blühen und Vergehen
empfinden wir als unserer Seele Bedeutsamstes und Größtes;
und glauben wir an ein Leben nach dem Tode, so vermeinent
wir, daß ein Wachsen, ein Reifen näher und näher hin zum
Herzen und zu der Liebe Gottes auch dort unsere Bestimmung.
sein werde und unser Beruf. Sicherlich eine hohe und edle
Anschauung und ein Fühlen voll Tiefe und Schönheit!

Aber schon kommt der Verstand und krittelt: Ist Entwicklung
das letzte und tiefste Wesen des Alls, so muß man ein

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