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hier einen tiefen ungewöhnlich interessanten Blick in die eigenartige
Welt der Nichtsehenden. Zwei weitere kleinere Arbeiten bringen Mitteilungen
über geistige Leistungen Hirnverletzter. Bemerkt sei noch,
daß die Zeitschrift als einzige psychologische, deutsche Zeitschrift audfi
das okkulte Gebiet berücksichtigt und vielfach durchaus vorurteillosd
Kritiken von dem verdienstvollen Herausgeber F. G i e s e gebracht hat
T i s c h n e r.
Dr. Fritz Giese, Psychologisches Wörterbuch. Verl. Teubner,
Leipzig, 1921. Preis geb. M. 7.—, dazu 120 Proz. Zuschlag.
Dies kleine Wörterbuch gibt als erstes Auskunft über dies Gebiet
samt den Grenzgebieten wie Medizin, Pädagogik, Recht, Industrie untj
Wirtschaft, vielfach mit einfachen Zeichnungen der Apparate das Wort
ergänzend. In geschickter Auswahl und Zusammenfassung wird das
ganze Gebiet unter (den Schlagworten abgehandelt und eine große Menge
von Wissen vermittelt. Hervortieben möchte ich noch, daß auch da$
okkulte Gebiet mehr berücksichtigt ist, als man es bei Psychologen
sonst gewohnt ist.
Arthur Drews, Geschichte der Philosophie. Die Philosophie im letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts; Sammlung Göschen, Vereinigung wissenschaftlicher
Verleger; Berlin u. Leipzig. Preis M. 6.—.
Mit diesem Bändchen ist die kleine Geschichte der Philosophie des
19. Jahriiunderts abgeschlossen. Drews steht bekanntlich der Philosophie)
Ed. v. Hartmanns sehr nahe und so erfolgt auch die Kritik von diesem
Standpunkt aus. Es ist erfreulich, daß damit wieder ein kleines Gegengewicht
gegen den überragenden Einfluß der Neukantianer geschaffen
ist, indem die Kritik von dem Standpunkt des kritischen Realismus
aus erfolgt, ein Standpunkt, der für den Laien und den Naturwissenschaftler
wesentlich verständlicher und auch fruchtbarer ist als der komplizierte
, ja unnatürliche des Neukantianismus. Ob Drews immer den
gegnerischen Anschauungen gerecht wird, bleibe dahingestellt, jedenfalls
zeichnet er immer klare, einprägsame Bildet. Der Pragmatismus
hätte vielleicht eine etwas ausführlichere Würdigung verdient. Falte
nidit beabsichtigt ist, noch einen Band über die Philosophie der Gegenwart
herauszugeben, wäre es vielleicht zweckmäßig gewesen, die Darstellung
nicht am Anfang des neuen Jahrhunderts Halt machen zu lassen,
sondern die neueste Zeit in ihren nichtigsten Vertretern zu behandeln
wie Husserl, Driesch und Bergson. T i s c h n e r.
Prof. Dr. Max Wentscher, * 'Erkenntnistheorie. Sammlung
Göschen, Berlin-Leipzig, 1920. Zwei Bände. Preis jedes Bandes 2,10 M.
und 100 Prozent Zuschlag.
Das Werkdhen untersucht zuerst das Zustandekommen unseres
Erkennens, um dann weiterhin dieses Erkennen auf seinen Wahrheitsgehalt
und seine Zuverlässigkeit zu prüfen. Es kommt zu dem Ergebnis
, daß wir keine apodiktisch sichere »Erkenntnis gewinnen können!,
sondern uns mit einer praktisch hinreichenden Sicherheit unserer Erkenntnis
begnügen müssen. Das Thema ist klar behandelt und ist dem
Gebildeten bei einigem Willen zum Mitdenken verständlich. Es hält sich
von den Einseitigkeiten eines extremen Skeptizismus und Idealismus:
fern und vertritt den Standpunkt eines kritischen Realismus, der den
Forderungen der Naturwissenschaften genug tut. Die beiden Bändchen
füllen eine Lücke aus und sind deshalb aufs beste zu begrüßen.
T i s c h n e r.
Max Hayek, Der Schriftendeuter Raphael Schermann.
Verlag Tal, Leipzig, «Wien, Zürich, 1921. Preis M. 11.—, geb. M. 16.—.
Eine sehr interessante Studie über den bekannten Hellseher und
Graphologen mit zahlreichen Abbildungen von Schriftproben, die einen
guten Einblick in die hohen Fähigkeiten Schermänns zu tun gestatten.
Als kleine Kostprobe in bezug auf Schermanns Fähigkeiten verweise ich
auf meinen Aufsatz $>syeh. Stud., Januar 1921. T i s c h n e r.
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