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VII
Dr. Luden Graux, Reincarne. Roman de PAu-Delä. Paris. L'edition
francaise illustree, 1920. Preis 7 Fr. '
Ein recht geschickter Roman, der unter dem Mantel wissenschaftlicher
Deduktion und Beweisführung in recht spannender Weise das
Thema behandelt. Aber es ist schließlich doch ein Bastard, weder
Wissenschaft noch ein Kunstwerk. Auch falls ein Teil der angeführten
wunderbaren Tatsachen wirklich geschehen sein sollte, so verfehlt doch
alles bei dem nicht ganz harmlosen Leser seinen Zweck, man sieht
nicht die Grenze, wo nun die Phantasie des Autors anfängt und mißtraut
dem Ganzen. Falls es nicht im scheinbar wissenschaftlichen Gewände
auftreten würde, dann würde man sich vielleicht ganz gern dem
Spiel der Phantasie hingeben; wer es von vornherein als solches nimmt,
mag der Lektüre vielleicht gern einige Zeit widmen. Tischner.
l)r. med. Hinrichsen, Der Umgang mit sich selbst. Rhein-Verlag
Basel und Leipzig, 1921. 266 S. Preis 22,50 M. geb.
Oer als Dichter unter dem Na.nen Otto Hinnerk geschätzte Verfasser
ist zrr Lösung der Aufgabe, die er sich mit diesem Buche gestellt
, in hervorragender Weise berufen, da er nicht nur ein tüchtiger
und belesener Psychologe ist, sondern auch seine Ausführungen mit
Poesie schmücken und mit Humor würzen kann. Von den verschie-
denen, seinem Unternehmen entgegenstehenden Bedenken, namentlich
von seinen großen, Hemmungen schaffenden Respekt vor der Wissenschaft
hat Hinrichsen sich dadurch freigemacht, daß er seine Darstellung
in die Form von zwölf Briefen* gm eine Freundin kleidet, an
die man, wie er bescheiden sagt, keine großen Anforderungen stellen
könne. Obwohl er an eigenen Ansichten keineswegs arm ist, zieht er
doch eine ganze Menge anderer Geister heran (besonders Goethe,
Nietzsche, Stendhal, Grillparzer, Fontane, Maupassant W. Stern und
S. Freud), sich mit ihnen nötigenfalls kritisch auseinandersetzend. So
ist denn Hinrichsen ein sicherer Führer auf allen Wegen, Umwegen
und Schleichwegen der Seele. Um wenigstens an einem Beispiel zu
zeigen, zu welch überraschenden Ergebnissen Hinrichsen immer wieder
gelangt, sei aus seiner Antwort auf die Frage, worin sich zeigt, was
in einem Menschen echt ist, dem unmittelbaren Fühlen und Sein entstammt
, was hingegen aus dem Gegensatz geboren ist, — der Sa(tz
herausgegriffen: „Das nur Gemachte, Gewollte, Theoretische, nicht
Seinseigene hat stets etwas Lautes, Uebertriebenes, Gesteigertes, Gespanntes
, Agressives an sich und verrät dadurch mehr oder weniger
deutlich seinen Ursprung.*' Beispiel: das Antichrist-Sein Nietzsches,
dem gerade der Christ im Blute steckte. Am Schlüsse gibt Hinrichsen
eine ganze Menge Anweisungen für Leute, die einigermaßen zu hören
und zu verstehen wissen; denn den prinzipiell Einsichtslosen, Versteiften
sei auf keine Weise oder doch nicht so einfach zu helfen.
Von diesen Anweisungen seien die folgenden herausgegriffen: „Wisse
zu warten, lasse reif werden, aber nutze jede Stunde/' „Finde dich
mit denjenigen ab, was du in deinen äußeren Verhältnissen nicht ändern
kannst: innerlich ist irgendeine andere Wendung immer möglich."
„Gib auf deine ersten Regungen acht. Sie zeigen dich dir am deutlichsten
/' Wie wichtig der rechte Umgang mit sich selbst ist, erhellt
ganz einfach daraus, daß auf ihm die so wünschenswerte Lebenskunst
beruht. — Leider ist das Buch in einer etwas ungelenken, an Satzungetümen
nicht armen Sprache geschrieben, ein Mangel, der vom
Verfasser am Schlüsse selbst angedeutet wird. M a x S e i 1 i n g,
Ernst Kurtzahn (Daityanus). Der Tarot. Die kabbalistische Methode
der Zukunftserforschung als Schlüssel zum Okkultismus. Taüs-Ver-
lag, Leipzig-Go. Preis 20 M., geb. 26 M.
Das neue Buch von Kurtzahn kommt dem praktischen Interesse der
Okkultisten anscheinend recht bequem entgegen. In einem rund 75 Seiten
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