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XVI
barungen fast null seien, so daß man glauben könnte, „sieu
seien böse auf ihn, „sie" machten sich über ihn lustig . . .
Eine.« schönen Tages endlich meldete man mir Mr. Home.
Er erschien, ich bot ihm einen Platz mir gegenüber an,
und wir begannen zu plaudern, als ein ungewohntes Geräusch
, wie von großen .fallenden Tropfen, sich ganz in
meiner Nähe bemerklich machte. Ich wollte nichts dergleichen
tun —Home konversierte ganz unbefangen weiter,
aber das Geräusch wurde schließlich so stark, daß ich mich
nicht enthalten konnte, den Kopf nach rechts zu drehen,
von wo es herzukommen schien. Der offenbar sehr beunruhigte
Ausdruck, mit dem ich mein Gegenüber anblickte,
machte ihn lächeln. Er sagte: „Oh! Es ist nichts. — Das
ist „einer", der sich ganz in Ihrer Nähe zeigt, aber das ist
fast immer der Fall, wenn ich mich irgendwo befinde —
„sie" folgen mir überall hin, und es ist selten, daß sie mich
ganz in Ruhe lassen. Wenn mein kleiner Sohn irgendwo ist,
treiben sie's noch ärger. Da sind die Manifestationen von
ganz besonderer Heftigkeit. Wenn Sie es wünschen, Fürstin,
bringe ich Ihnen den Kleinen einmal mit; er ist drei Jahre
alt, und ich werde Sie mit ihm allein, lassen. Sie werden
erstaunt sein und — überzeugt. Denn sie werden doch! zugeben
müssen, daß ein Kind in diesem Alter keine Taschenspielerkunststücke
machen kann — noch dazu ohne jede
Vorbereitung." — Ich dankte Mr. Home wärmstens für
seinen Vorschlag und erklärte ihm ganz offen, daß ich mich
entschieden fürchten würde, mit einem Kind allein zu sein,
in dessen Begleitung sich beständig Geister befänden.
„Man soll sich niclit vor „ihnen" fürchten," antwortete
er, „sie leiden darunter/* Und damit verabschiedete er sich.
In meiner Autographensammlung habe ich einen Brief von
ihm aufbewahrt, und oft war ich versucht, ihn vor mich auf
einen Tisch zu legen und laut zu fragen: „Bryan, are you
here?" . . . Offen gestanden, ich habe mich nicht getraut.
Wenn ich Freunden erzähle, was ich hier über den berühmten
Spiritisten geschrieben habe, so meinen diese gewöhnlich
, daß alles, was ich da zu sehen geglaubt habe,
nur in meiner Einbildung existiert, und claß ich mich eben
im Zustand der Hypnose befunden habe; das ist ja möglich.
Aber dann ist es um so mejflkwürdiger, daß mir dies nie
zum Bewußtsein gekommen ist, daß ich nie, auch nur einen
Augenblick lang, das Gefühl gehabt habe, aus einem traumartigen
Zustand zu erwachen, und daß mein Mann — der
einer der klardenkendsten Menschen und den Lehren des
Okkultismus so unzugänglich war als nur möglich! — alles
das gesehen hat, was ich gesehen habe, und es ganz genau
mit denselben Worten erzählt hat wie ich
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