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2 Psychische Studien. L. Jahrg. 1. Heft (Januar 1923.)
Notwendigkeit der psychischen Einstellung des Experimentators
und der Teilnehmer auf die Psyche des Mediums,
v. Schrenck erblickt mit Recht hierin die conditio sine
qua non zur Erzielung jeden Erfolges. Der Verfasser sagt
in seinem Schlußwort:
„So notwendig die objektive Feststellung dieser Phänomene
durch Photographie, Wage und sonstige Registrierapparate
auch sein qiag, so hat es doch den Anschein, als
ob die in den Laboratorien übliche physikalisch-mathematische
Untersuchungsmethode allein nicht ausreicht. Denn
die Schwierigkeit dieses Gebietes liegt nicht in der Beobachtung
, sondern in der Erzeugung der psychodynamischen
medialen Vorgänge, welche, wie beim künstlerischen
Schöpfungsakt in hohem Grade abhängig sind von der
gefühlsmäßigen Einstellung der Versuchsperson und dem
geistigen Milieu der Teilnehmer. An der Ignorierung oder
dem Mißverstehen dieses ausschlaggebenden Faktors scheitern
meistens die Untersuchungen wissenschaftlicher, mit
der Nachprüfung mediumistischer Leistungen beauftragter
Kommissionen. Die Existenz der teleplastischen Erzeugnisse
selbst, ihre Sichtbarkeit und ihre vorübergehende
Lebensdauer stehen in engster Beziehung zu der Psyche
des Mediums und der Anwesenden. Sie sind im wahren
Sinne des Wortes geistige Schöpfungen, personifizierte, verkörperte
Traumbilder, welche einer heute noch unbekannt m
Transformation biopsychischer Kräfte im Medium ihr Dasein
verdanken.*'
In diesen wenigen Sätzen liegt das ganze Geheimnis
des wunderbaren Mysteriums. Den Schlüssel hierzu gefunden
zu haben ist das große Verdienst Dr. v. Schrencks.
Die Experimentationsmethode v. Schrencks bringt aber den
weiteren Vorteil, jede Möglichkeit eines Betruges a priori
auszuschließen. Allen Einwänden des Skeptikers — wenn
sie nur auf vernünftiger Basis fußten — war durch die Versuchsanordnung
und die Kontrollmaßnahmen von vornherein
die Spitze abgebrochen. Alle Teilnehmer an den Sitzungen
mußten — oftmals widerstrebend — die Erklärung abgeben
, daß Betrug des Mediums einfach unmöglich sei,
unmöglich selbst bei Annahme der künstlichsten und gewagtesten
Manipulationen des Letzteren. Selbstverständlich
hat der Experimentator durch Zusammensetzung des Zirkels
der Teilnehmer und durch besondere Anordnungen dafür %
gesorgt, daß auch diesbezügliche Unterstellungen a priori
als absurd erscheinen mußten. Auf diese Weise ist es
Dr. v. Schrenck gelungen, „60 deutsche Hochschullehrer,
Aerzte und sonstige akademisch gebildete Personen*^ tele-
*) Die Hamen sind in dem Buche sämtlich genannt.
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