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4 Psychische Studien. L. Jahrg. 1. Heft (Januar 1923.)
wird hiermit das gesamte in der deutschen, französischen
und englischen Literatur vorhandene Material über die Versuche
mit Eva C. vom Jahre 1909 bis zum Jahre 1921
vorgeführt. Kein Werk der inländischen und ausländischen
Literatur hat bis jetzt diese dankenswerte und für künftige
Forscher geradezu unentbehrliche Arbeit geboten.
Hieran schließen sich Sitzungsberichte über Versuche
mit Eva C. von Mad. Frondoni-Lacombe 1916, von
Dr. Geley (1918), von M. Sage (1921) und Ing. Jeanson
(1921). Alle diese Berichte sind weitere Bestätigungen der
Richtigkeit der Beobachtungen des Verfassers. Ueber eine
in diesem Jahre (20. März bis 23. Juni 1922) stattgehabte
Nachprüfung der Phänomene Eva C.s an der Sorbonne,
an der vier Professoren teilnahmen, äußerte sich Dr. von
Schrenck in der Vorrede zur zweiten Auflage seines Werkes.1)
Die Gelehrten stellen in ihrem offiziellen Berichte der Ehrlichkeit
der Mad. Bisson das beste Zeugnis aus. Sie konnten
nirgends auf Betrug deutende Verdachtsmomente feststellen.
Dennoch zeigte sich im Verlauf von 15 in dem physiologischen
Laboratorium der Sorbonne abgehaltenen Sitzungen
nur zwei Ansätze zu positiven Resultaten in Form des Auftretens
einer teleplastischen, dunkeln, resistenten, unbeweglichen
Substanz aus dem Munde des Mediums. Dies geringe
Ergebnis genügte selbstverständlich nicht zu einer positiven
Stellungnahme für die Existenz eines Ekto- oder Teleplas-
mas im Sinne Richets und v. Schrencks. Die Ursachen
dieses Mißerfolges aber belehren uns wieder über die Vorzüge
der Schrenckschen Arbeitsmethode und seiner Behandlungstaktik
der Medien.
Der Verfasser besagt bezüglich dieser Sitzungen u. a.:
,,Das Medium befand sich während dieser übrigens viel
zu kurzen Versuchsperiode nicht im Vollbesitz seiner Fähigkeit
; Voreingenommenheit und verkehrtes Verhalten der
Teilnehmer taten ein Uebriges, um die Entwicklung der
Phänomene zu hindern. Im Gegensatz hierzu tritt Prof.
Courtier, Chef des sinnesphysiologischen Institutes an der
Sorbonne, in der bevorstehenden Publikation seiner 9 jährigen
Untersuchungen der Eva C. mit Entschiedenheit für
die Echtheit ihrer mediumistischen Leistungen ein.
„Daß die Unzweckmäßigkeit des Verhaltens der französischen
Gelehrtenkommission für den Mißerfolg bei den
15 Sitzungen mit Eva C. verantwortlich zu machen ist, geht
auch aus folgender Mitteilung des französischen Philosophen
R£ne Sudre hervor: ..Während der Sitzung in der Sorbonne
äußerte sich dieses Mißtrauen in brutaler Form gegenüber
*) Diese Nachprüfung fiel in die Drucklegung des Schrenck'schen
Werkes.
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