Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 24
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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24 Psychische Studien. L. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1923.)

Vorwurf nicht erspart werden, daß sie diesen wesentlichen
Punkt in der Versuchsanordnung Molls übersahen und sich
haben handikapen lassen, anstatt auf einer Telepathie ermöglichenden
Arbeitsweise zu bestellen.

Endlich die Einstellung der Medien: Okkulte Phänomene
spielen sich im Unterbewußtsein ab, sind der Kontrolle
des Willens oder Oberbewußtseins mehr oder weniger
entzogen. Sie treten daher ähnlich wie etwa hysterische
Symptome, somnambule Vorgänge usw. in der Regel spontan
, zufallsmäßig ganz vereinzelt auf und lassen sich in
keiner Weise willkürlich herbeiführen. Damit fällt die Mehrzahl
der Phänomene wie der Medien für wissenschaftliche
Untersuchungen unter den Tisch. Brauchbar sind nur solche
Versuchspersonen, die auf Kommando arbeiten können. Da
zu gehört aber erstens: eine sehr starke Medialität, wie sie
unter tausend medial Veranlagten kaum einer besitzt, ferner
eine längere Schulung, am besten im hypnotischen oder
Trance-Zustand unter Leitung eines sachverständigen, mit
dem Medium sympathisierenden Experimentators. Leider
sind diese Art Experimentatoren noch seltener als die
guten Medien, bei denen man übrigens neben ihrer Begabung
auch noch eine gewisse Intelligenz, Energie und
guten Willen voraussetzen muß.

Gelingt es wirklich einmal, ein Medium exakt auszubilden
, so bleibt doch die zum Gelingen des Versuchs erforderliche
somnambule Einstellung von tausend Unwägbarkeiten
des Unterbewußtseins, des körperlichen Befindens, der suggestiven
Beeinflussung, des Milieus, der Versuchsanordnung,
dem Wohlwollen oder der Skepsis der Versuchsteilnehmer
usw. abhängig. Daher wird der Experimentator, wenn er
diese Imponderabilien, die sonst sein Takt ausbalanciert,
aus der Hand verliert — und bei Kommissionsuntersuchungen
ist ja stets das erste, daß man den bisherigen Versuchsleiter
als der betiügerischen Mithilfe verdächtig ausschaltet
— nie eine reine Freude erleben. Es geht dann meistens
schief, was fälschlich als eine Entlarvung des Schwindels
infolge der vorzüglichen Versuchsanordnung gebucht wird,
tatsächlich aber nur den Effekt, der durch die ganze Aura
des Versuchs geschaffenen Gegensuggestionen darstellt und
eigentlich als Armutszeugnis für die Kommission aufzufassen
ist. Die medialen Leistungen sind vergleichbar mit
den künstlerisch produktiven. Man stelle z. B. einen Rainer
Maria Rilke vor eine Kommission mißgünstiger Kritiker
und befehle ihm, innerhalb von 30 Minuten ein Gedicht
über ein vorgeschriebenes Thema zu verfertigen, um seine
Dichtkunst zu beweisen. Ich möchte nicht hören, was
Herr Rilke dieser Kommission sagen würde. Das Medium


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