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Kröner: Die Untersuchungskommission der Berliner psychol. Gesellschaft 25
aber, das vor diesem Forum versagt, gilt als entlarvter
Schwindler oder als Halluzinant.
Kommissionen haben auf okkultem Gebiete nie etwas
zustande gebracht, weil sie die psychologischen Grundbedingungen
der Somnambul-Einstellung vernachlässigen.
Man braucht dabei ,gar nicht lediglich an Lampenfieber
und Examenangst zu denken, die die Medien vor einem
solchen hochnotpeinlichen Inquisitionsgericht befallen, das
über seine bürgerliche Ehrbarkeit zu entscheiden sich anmaßt
: es ist das Unterbewußte, Ihr Herren, in das Ihr durch
Euer XJnterbewußtsein und durch Eure Verständnis-
losigkeit der lebenden Seele gegenüber, durch Eure maschinelle
Versuchsanordnung tausend Sperrhebel senkt! Kommissionen
werden niemals die Streitfrage klären, sondern
sie nur noch mehr verwirren, werden im besten Falle die
Medien moralisch und in ihrer Fähigkeit zugrunde richten,
wie wir es immer wieder erlebt haben und erleben werden.
Ein berühmter Arzt, Naturforscher oder Physiker kann in
okkulten Dingen ein krasser Ignorant und inkompetenter
Beurteiler sein. Diese Untersuchungen gehören in die IJäncle
der Sachverständigen, die experimentale — nicht Kommission
- und Entlarvungserfahrung — besitzen. Daher vor
allem fort mit den Kommissionen! An Stelle dessen stille,
emsige Experimentalarbeit ohne Rigorosität, ohne skeptisches
Uebelwollen im Ober- oder Unterbewußtsein, und
ein harmonischer Kreis nüchterner, unvoreingenommener,
wohlwollender und erfahrener wissenschaftlicher Arbeiter.
Ich erinnere nur an die mustergültigen Arbeiten der Britischen
Gesellschaft für psychische Forschung. Ein solches
Vorgehen wird die Klärung dieser brennenden Streitfrage:
Gibt es okkulte Dinge oder nicht — tausendmal weiter
fördern als ungezählte Kommissionen, wie Herr Moll sie
ins Leben zu rufen in der Lage ist. Können sich die Herren
der annoch ablehnenden Wissenschaft entschließen, „kolle-
gialisch" anstatt „autoritativ" mit den berufenen Experimentatoren
zu arbeiten, so sollen sie herzlich willkommen
sein. Sie werden finden, daß in diesen Kreisen trotz anderer
Grundeinstellung, die Exaktheit der Anordnungen allen Anforderungen
genügt, und ich bin fest davon überzeugt, daß
schließlich jeder, der den Phänomenen in diesem Geiste
ernsthaft näher tritt, zuletzt aus einem Saulus ein Paulus
werden wird, wie es schon tausend gelehrten Skeptikern
ergangen ist, sofern der Betreffende nicht gewaltsam vor
der Wahrheit die Augen verschließt. Ob es freilich gerade
Herrn Moll, nachdem er erklärt hat, die Medien seien
Schwindler, die Experimentatoren betrogene Betrüger, nachdem
er die Deutsche okkultistische Gesellschaft als einen
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