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Mikuska: Hans Driesch, als Biologe, Philosoph und Okkultist. 45
Naturphilosophie zur reinen Philosophie. Im Sommer 1909
war das Manuskript seines Systems der Logik geschrieben,
das nach mehrfachen Umarbeitungen als „Ordnungslehre*'
(1912; erschien. Aufeinander folgend publizierte Driesch
weitere Schriften: „Die Logik als Aufgabe" (1913), „Leib
und Seele" (1916), um schließlich (1917; mit seiner „Wirklichkeitslehre
" oder Metaphysik als Lehre vom „Wirklichen
" ganz auf dem Boden spekulativer Philosophie zu
stehen.
Die Fragen nach der Vereinigung von Leib und Seele
und die letzten Fragen der Metaphysik über Leiden und Tod,
Freiheit und Unsterblichkeit der Seele werden zwar in ihrer
ganzen Tiefe behandelt, bleiben aber unbeantwortet. Aber
eine Erweiterung des Wissens um Dinge der letzten Metaphysik
ist nach seiner Meinjung doch möglich, und den
sogenannten okkultistischen Forschungen, wie sie seit vielen
Jahren die Londoner „Society for Psychical Research" mit
strenger Wissenschaftlichkeit betreibt, schreibt Driesch für
den Ausbau einer neuen Wissenschaft und Kultur der Zukunft
die größte Bedeutung zu. „Es ist lächerlich, diese
Bestrebungen zu verspotten, wie es leider unter Deutschen
gerade noch so viel geschieht" sagt Driesch — „und wer
gar sich unterfängt zu sagen, diese Dinge könne es gar
nicht geben, der hat darauf verzichtet, im Kreise Ernsthafter
gehört zu werden." Driesch war unter den offiziellen
akademischen Gelehrten Deutschlands der erste, der sich
füt die so' viel geschmähten und verspotteten okkulten
Forschungen aussprach, und als langjähriges Mitglied der
Londoner „Society for Psychical Research", sowie als Mitglied
des Internat. Kommitees für psychische Forschung,
das als Ergebnis des vorjährigen I. Internat. Kongresses
für psychische Forschung in Kopenhagen entstand, hat
Driesch der offiziellen Gelehrtenwelt klar zu erkennen gegeben
, daß okkulte, parapsychologische Studien zu treiben
nicht nur keine Schande, sondern Ehrenpflicht eines jeden
wahren Forschers ist!
Daß Driesch selbst auch bestrebt ist, persönliche Erfahrungen
auf diesem vielumstrittenen Gebiete zu erwerben,
bezeugt seine Teilnahme an mediumistischen Versuchen,
über die ich mit seiner liebenswürdigen Einwilligung in
meiner eben erschienenen tschechischen Schrift („Die meta
psychische Wissenschaft und ihr gegenwärtiger Stand")r.
u. a. berichtete.
Einer so umfangreichen und vielseitigen Tätigkeit al->
Denker und Forscher wurde auch bald die Anerkennung
) „YSda ractapsychicka a ieji nyn£j§i s*avtt (Sfinx, Praba 1922)
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