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46 Psychische Studien. L. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1923.)
der wissenschaftlichen Welt zuteil. Im Jahre 1911 wurde
Driesch zum Mitgliede der Linnean Society und zum Mit-
gliede der internat. Kommission des Philosophischen Kongresses
gewählt. Im selben Jahre wurde Driesch außerordentlicher
Professor der philosophischen Fakultät der
Heidelberger Universität. Zahlreiche ehrende Einladungen
folgten; so 1913 nach Uttrecht, London und Cambridge.
Im Jahre 1916 wurde Driesch zum ordentl. Professor und
Mitglied der Heidelberger Akademie cler Wissenschaften
ernannt und im Jahre 1920 erhielt er eine Berufung an die
Universität Köln a. Rh. Seit dem Herbst vorigen Jahres
wirkt Driesch als ord. Professor der Philosophie an der
Universität in Leipzig. Seine folgenden wissenschaftlichen
Arbeiten erschienen zumeist in den Abhandlungen der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Die bedeutendsten
davon sind: t,Logische Studien über Entwicklung*'
und „Die Beschaffenheit des höchsten Objekts."
Heute steht Driesch auf der Höhe seiner Schaffenskraft
und Schaffensfreude. Die Erwerbung neuer Wissenschaftsinhalte
erstrebt er für eine wahre Metaphysik und unzweideutig
klar spricht er seine LTeberzeugung aus, daß diese
neue Bereicherung im Gebiete der neueinsetzenden okkultistischen
Forschung zu suchen ist. „Ich wage es rückhaltlos
auszusprechen", sagt Driesch in seiner „Wirklichkeitslehre
, „ein einziger ganz sicherer Fall der ,Betätigung*
eines Verstorbenen würde für die irdischen Menschen mehr
bedeuten, als alles was bisher die sogenannte Kultur, ein-
schließlch der Philosophie, für sie bedeutet hat." Zweifellos
ist Driesch der Bahnbrecher einer neuen Philosophie
der Zukunft, die dem Boden des Vitalismus entsprossend,
in den Tatsachen der okkultistischen Forschung f estwurzelnd,
eine neue Aera des Denkens einzuleiten berufen ist. Und
wie einst die Philosophie Sokrates, so wird die neue Philosophie
der Metapsychik von Driesch inauguriert und geleitet
, noch mit ganz anderer Eindringlichkeit zum Men-
fidien sprechen und ihm sagen, „daß ihr wahres Reich
nicht irgendein zufälliges, in seinem Machtgelüst unersättliches
irdisches Staatenreich, sondern, daß es nicht von
dieser Welt ist.4'
Literatur :
Die neue Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen
(Hans Driesch).
Prof. Dr. Konst. Oesterreich (Tübingen): Die neuerwachte
Metaphysik (Vossische Zeitung 31. VII. 1921).
Prof» Ing. Viktor Mikuska: Das Problem des Lebens im
Lichte biologischer Seelenforschung (Psychische Studien
Nr. 1, Jg. 49).
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