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Psychische Studien. L. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1923,)
Sammlung Göschen) durchaus zustimmen, der mit Recht
immer wieder auf den Yoga-Katechismus des Patanjali
(Yoga-Sutram) als dem psychologischen Geheimschlüssel fcum
tieferen Verständnis der buddhistischen Philosophie verweist
. Dieser „höhere Yoga" war aber kein Hatha-Yoga
mit Körperverrenkungen und Atemgymnastik, sondern ein
hochgeistiges Schulungssystem, das vornehmlich mit der
Ausbildung des spirituellen WilleflS, der Schärfung der Erkenntniskräfte
und den Erweiterungsmöglichkeiten des
menschlichen Bewußtseins zu tun hatte, .denn nur durch
(transzendentale) Erkenntnis vermag das (similich-irdische;
Leben mit seinen Täuschungen überwunden und die vollbewußte
Einswerdung mit dem Göttlichen Licht (Nirwana)
erreicht werden. Wahre Lebensüberwindung ist nur auf
Grund höherer Erkenntnisse der das Leben beherrschenden
geistigen Gesetze möglich; jede andere Art von Lebensüberwindimg
(etwa durch Hungeraskese oder Selbstmord)
ist bloße Selbsttäuschung, beruhend auf Nichterkenntnis
(avidyä) der .das irdische Sein bedingenden Grundursachen.
Mit Recht weisen deshalb die indo-tibetanischen Räja-Yoga-
Schulen darauf hin, daß alle Selbstpeinigung Torheit ist
und nimmermehr zur endgültigen Befreiung der Seele führen
kann. Meine von Dr. Mahnke so gering bewerteten Abhandlungen
„Arya Märga, der Pfad zur Seherschaft*' und „Konzentration
und Meditation*' bildeten einen Versuch, das Publikum
mit der eigentlichen Praxis des höheren Yoga, des
hochgeistigen Raja-Yoga erstmalig bekannt zu machen. Dabei
stützte ich mich nicht nur auf eine mehr als zwanzigjährige
praktische Erfahrung, die keineswegs in Erfolglosigkeit
gipfelte, sondern genoß auch die Belehrungen und Unterweisungen
von Körperschaften, die das Gebiet des klassischen
Räja-Yoga zu ihrem Spezialforschungsgebiet machten
, u. a. der Point Loma-Institution (Räja Yoga-Hochschule
und Universität), woselbst Tausende von Kindern
und jungen Leuten nach den Grundsätzen des antiken
Räja-Yoga erzogen und ausgebildet wurden und noch werden.
Weit entfernt, mich sklavisch an die schwankenden Anschauungen
dieser oder jener (entarteten) indischen Schule
oder Sekte zu halten, war es mir vielmehr darum zu tun,
die Grundzüge des klassischen Räja-Yoga modernen Verhältnissen
und europäischen Bedürfnissen anzupassen, unter
Anlehnung an zuverlässige, meinerseits nachgeprüfte Autoritäten
. Auch den Veröffentlichungen der altehrwürdigen
indo-tibetanischen Dzyan-Schulen, die H. P. Blavatsky aussandten
, verdanke ich wertvolle Anregungen. Auch dieses
Lehrsystem wurde in Point Loma praktisch-pädagogisch
ausgearbeitet und von einer japanischen Regierungskommis-
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