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68 Psychische Studien. L. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1923.)
sein. Dies ist so sicher, wie die Tatsache, daß, bevor dieser Wagen
sein Ziel erreicht haben wird, ein Mensch darin sterben wird." Diese
Aeußerung wäre nicht besonders tragisch zu nehmen gewesen, wenn
nicht am Eschenheimer Turm ein Fahrgast eingestiegen wäre, der tatsächlich
nach einigen Minuten im Wagen tot zusammenstürzte. — Das
Blatt fügt hinzu: Wir würden von dieser seltsamen Geschichte nicht
Notiz nehmen, wenn sie uns nicht von zwei einwandfreien Zeugen —
obendrein Rechtsanwälte, die ja doch mit der Wahrheit in einem besonderen
intimen Verhältnis stehen — bestätigt würde.
Zur Aufforderung des Herrn Dr. Freudenberg, S. 601 der „Psych.
StudA Nov. 1922: Der hiesige Totengräber hat mir auf meine Frage
erklärt, daß er niemals bei Ausgrabungen von Leichen eine Lagenveränderung
bemerkt habe, obwohl er viele Leichen wieder ausgegraben
hat, auch habe er nie von anderen gehört, daß Lageveränderungen stattgefunden
hätten. Der.Totengräber lächelte, als ich ihm von dem Bericht
in einer wissenschaftlichen Zeitschrift erzählte, und erkläice, er hielte es
nach seinen Erfahrungen nicht für möglich, daß Leichen sich im Sarge
rühren oder gar umdrehen könnten. So könnten die Verwesungsgase
die er nach langen Jahren noch festgestellt hätte, nicht wirken.
Amtsgerichtsrat Dr. Göring.
Zum Steiner-Problem sendet uns Oberstudienrat H. H ä -
nig längere Ausführungen, die die Relativität des Begriffes
Wissenschaft" betonen und. auf transzendentale Erkenntnismöglichkeiten
hinweisen.
„Das hat (trotz Seilings andauernder Versicherung vom
Gegenteil) aber nicht das geringste mit der Person Steiners
zu tun. sondern die Theosophie ist in diesem Sinne geradezu
das Problem der Menschheit, und sie würde auch weiter
vorhanden sein% wenn dieser überhaupt nicht gelebt hätte.
Dieser Grundfrage, dem Verhältnis zwischen Mensch und
den Dingen an sich, hat sich Seiling nicht die geringste
Mühe gegeben nachzugehen, und er kommt deshalb immer
Wieder auf persönliche Angriffe gegen St. zurück, ohne diesen
von der Sache trennen zu können. Was diesen selbst betrifft,
so habe ich ja selbst in der Kritik über das Bruhnsche Buch
gesagt, daß auch für mich der Charakter Steiners durchaus
nicht einwandfrei erscheint, was sich daraus erklärt, daß eben
•die fortgesetzte Beschäftigung mit dem exoterisclun Okkultismus
ebenso wie der Mediumismus (wofür ja genug Beispiele
vorliegen) schwere seelische und körperliche Gefahren
mit sich bringt, die Außenstehende kaum zu ahnen vermögen,
und die das Betreten jenes Weges nur für wirklich stark und
hochentwickelte Persönlichkeiten geeignet macht. Was
schließlich die Berufung Seilings auf eine Reihe von Vertretern
der offiziellen Wissenschaft betrifft, so könnte man
auf der anderen Seite für jeden der Genannten ohne weiteres
feinen Verteidiger von Steiners Ansichten beibringen, die
sich ebenso wie jene im Besitze von akademischen Würden
usw. befinden, wenn es wirklich darauf ankäme; übrigens
berührt dieser Hinweis Seilings schon deshalb sehr merk
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