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Meinungsaustausch.
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würdig, weil der Verfasser vor Tahren selbst in der Schrift
über das Professorentum eine Menge Zeugnisse veröffentlicht
hat, die geeignet sind, dessen autorative Ansprüche in Sachen
der Wissenschaft aufs schwerste zu gefährden, und ich erinnere
nur an die dort mitgeteilten Tatsachen, die beweisen,
was alles von dieser Seite als Schwindel, Betrug, Unsinn usw.
hingestellt worden ist, um einige Jahre später stillschweigend
anerkannt zu werden."
Herr Hänig weist dann noch auf die Bedeutungslosigkeit
des Pendelversuchs hin, worin wir ihm beistimmen.
Anm. der Redaktion. Wir schließen hiermit vorläufig diese
Polemik.
Im Dezemberheft des vorigen Jahrganges der Psychischen
Studien ist von dem merkwürdigen Verhalten von Blumen
bei Todesfällen die Rede, das auch in Sagen (Meiche: Sagenbuch
des Kgr. Sachsen, Nr. 10) eine Rolle spielt und wohl
zunächst in das große, noch viel zu wenig erforschte Kapitel
des Sympathieglaubens gehört. Es liegt wohl zunächst nahe,
an die Wirkung von Ausdunstungen zu denken, wobei aber
nicht zu vergessen ist, daß sehr häufig Blumen in die Nähe
von Sterbenden und Toten gebracht werden, ohne daß eine
derartige Wirkimg beobachtet worden wäre. Dazu noch einen
Fall, der zudem nicht einmal vereinzelt dastehen soll und der
mir von meinem Onkel, Herrn Gutsbesitzer Max H. in Gr.,
frnitgeteilt worden ist. Dieser hatte während vieler Jahre keine
wesentlichen Verluste an Viehbestand. Als im Dezember 1920
seine Gattin starb, folgten ihr innerhalb eines halben Jahres
12 Stück der schönsten, Kühe nach, bei denen die verschiedensten
Todesursachen (Tuberkulose, Eutertuberkulose, Abortus
usw.) festgestellt wurden. Dasselbe ereignete sich bei dem
Tode seines Vaters vor etwa 40 Jahren, ohne daß wegen des
langen Zeitabstandes Genaueres darüber anzugeben wäre.
Noch ein Beispiel über sog. Wunderkuren, die sich ebenfalls
in Sagenbüchern (Meiche, Nr. 732} finden. In dem
Dorfe Obergr. bei Fr. in Sachsen steht eine Pappfabrik und
Mühle, deren Insassen früher durch Sperlinge viel Schaden
zugefügt wurde. Da kam ein Müllergeselle, der sich erbot,
die Bewohner des Hauses von der lästigen Gesellschaft zu
befreien. Er wandte ein in jener Zeit gebräuchliches Mittel
an (Bannung ?) und seitdem läßt sich, wie mir dort der wohlbekannte
Berichterstatter versicherte, kein Sperling mehr
auf diesem Grundstück sehen.
Schließlich sei noch auf einen alten militärischen Glauben
hingewiesen (Dienstunterricht des Kgl. Sachs. Infanteristen
von Bucher, 1914/15, p. 227), nach dem man sich nicht wund-
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