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76 Psychische Studien. L. Jahrgang. 3. Heft. (März 1923.)
was man den Genius des Menschen nennt. Diese geistige
Kraft beeinflußt den „Denkstoff', das Cittam. Vermutlich
entstehen aus ihm die Gedankenformen, die gelegentlich bei
stark denkenden Menschen zu beobachten sind, die wohl
auch zur Materialisation gebracht werden können. Der
Karaa bedeutet die „Bhite^ergien", die wir heute auch als
Hormone kennen, als die Absonderungen innerer Drüsen
ins Blut, besonders in der Sexualsphäre wirksam. Der Prana.
Lebensodem, bedeutet nicht nur Sauerstoff, sondern auch
noch andere Energieformen, die physikalisch schwer zu be
schreiben sind. Der Lingacariram ist etwa mit dem Astraikörper
" der Okkultisten gleichbedeutend, und Stuhlacariram
bedeutet den grob-materiellen Körper.
Bei der Beschäftigung mit diesem Schema wirkt es wie
eine Befreiung und Erleuchtung, wenn es zuerst auch nur
für Sekunden gelingt, von der Möglichkeit einen Begriff zu
erhalten, daß der Cittam, der Denkstoff, nicht von der nie
deren Vierheit beeinflußt zu werden braucht — ,,es denkt*4 —,
sondern daß der höhere Geniiis hier seine Herrschaft ausüben
kann. Wenn dieser Eindruck sich bis zu der Überzeugung,
daß es so sein muß, erweitert hat, ist die unerläßliche Grund
läge für eine erfolgreiche Beschäftigung mit dem Ybgha ge
geben.
Für die Einführung des Yoghatums in da^ praktische
Leben ist die große Propaganda der Anthroposophie von er
heblicher Bedeutung, da Dr. Rudolph Steiner vieles Wert
volle aus dem Schatz der indischen Weisheit und ihren Aus
•Strahlungen auf die christliche und rosenkreuzerische Lehre
u« a. m. benutzt hat. Wahrscheinlich ist es dieses überpersön
lieh Gute und Große, was die wertvollen Menschen unter den
Anthroposophen angezogen hat. Die dem Modephiiosophen
Steiner nachlaufen, bleiben in den ersten Anfängen der ^,Ge-
heimschulungu stecken, ja sie verfallen dem Devot ions-
prinzip, das eine selbständige Entwickhang unterbindet;
hier ist eine bedenkliche Parallele zum Kadavergehorsam der
Jesuiten zu ziehen. Da das Gute aber schon im Yogha enthalten
ist, und das Neue, was Steiner in der politischen Verwertung
seiner Lehren bringt, heute ganz undurchführbar ist.
da es in K omraunismusmündet und nach den Unterlagen
der politisch arbeitenden Presse auf eine verleumderische Verunglimpfung
und Vernichtung wertvoller Führer hinarbeitet,
so können wir uns Steiner nicht anschließen. Wer nach
Durchsicht des Folgenden Steiner nochmals liest, wird fin- *
den, daß er dem Abendlande manches Wertvolle gebracht
hat, daß er aber auch grundlegende Irrtümer verbreitet. Daß
es sich bei dem Vertreten des Kommunismus um ein Miß-
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