http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0087
86 Psychische Studien. L. Jahrgang. 3. Heft (März 1923.)
(Ein Lebensbild und neun Vorträge). In diesem Buch1) findet
für vieles oben behauptete der Beleg dafür, daß ähnliche in
Europa mit großem Erfolge vorgetragenen Meinungen altes
indisches Lehrgut sind. Wer sich die heute immerhin recht
kostspielige „Geheimlehre", die von der H. P. B1 a v a t z k y «)
zusammengestellt wurde, nicht anschaffen kann od6r mag,
weil er dagegen noch gewisse, nicht unberechtigte Vorurteile
hat, findet hier, auch was „Kosmologie" betrifft, schoft
die wichtigsten Grundgedanken der indischen Philosophie
durch Vivekananda entwickelt.
Bei oberflächlicher Beurteilung scheint die Beschäftigung
mit diesen Fragen des Radscha- und Dschnani-Yogha sich
von den Aufgaben des praktischen Lebens zu entfernen. In
stillen Stunden tauchen aber doch alle diese Probleme auf.
und es ist daher wichtig, zu wissen, daß der Yogha auch
diesen Fragen nähergetreten ist.
Wer den Yogha weiter studieren will, wird schließlich
auf den Leitfaden von Patanjali zurückgreifen müssen,
den auch der obenerwähnte Bapt. Wiedenmann benutete.
Da eine Originalform des Patanjali anscheinend unzugänglich
ist, wird meist die Judge-Übenragung und Erläuterung be-
nutzt, die auch Willy Adelmann-Huttula3) verwertet
hat. Für den vom Okkultismus her kommenden Leser sind
seine Ausführungen anregend und wertvoll; in den physikalischen
und psychologischen Fragen kann man gelegentlich
anderer Meinung als Verf. sein.
Man möchte sagen, von der gegenüberliegenden Seite
behandelt Trebor 4) in seinem Buch „Yogha im Lichte des
Christentums" diese Fragen, das wohl alles Wesentliche für
denjenigen enthält, der aus einem religiös orientierten Leben
weiter aufbauen möchte. Trebor bringt viele Parallelen zwischen
dem Yogha und den Lehren des Neuen Testamentes.
Schon P lange hatte weitere Kreise in seiner Schrift „Christus
ein Inder- auf diese Beziehungen aufmerksam gemacht.
Weitestgehend nachgewiesen hat ihn aber erst Paul
Deussen, u.a. in semer Vorrede zu den „Sechzig1 Upani-
schads des Veda". Er überwindet den jüdischen Realismus,
der Gott und Mensch als sich ausschließende Wesenheiten
*) Herausgegeben von „den Feunden indischer Weisheit".*^. V. Adolf
Saal, Verlag, Lauenburg a. Elbe 104 S. 8°.
a) Die Geheimlehre von IL P Blavatsky, Die Vereinigung von Wissen*
schaft, Religion und Philosophie. Aus dem Englischen der 3. Auflage übersetzt
von Dr. Robert Froebe. 3 Bände mit Index. (740 u. 842 u. 594 u.
213 S.) Theos. Verlag, Leipzig.
8) Der Yogha-Katechismua des Patanjali. 49 S. Konzentration und
Meditation. 59 S. Arya-Marga, Der Pfad zur Seherschaft. 55 S.
4) Verlag TTniversitas Buch und Kunst G. m. b. H, 1922. 151 S. 8°.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0087