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100 Psychische Studien. L. Jahrgang. 3. Heft (März 1923.)
überhaupt nur um die Feststellung der notwendigen und
hinreichenden Bedingungen handeln. Und da, meine ich, ist
Juan nun gerade durch die Variation, die Engert bei Herrn
v. Schrenck-Notzing so sehr vermißt, die dieser aber in dpr
zunächst möglichen Weise jederzeit angewandt hat (Wechsel
<Jes Mediums, der Lichtfarbe und -stärke, der Versuchstermine
usw.), denn doch ein gutes Stück vorwärts gekommen
; ja man kann sogar behaupten, daß die Festlegung der
Bedingungen, unter denen das telekinetische Phänomen zu-
standekommt praktisch als abgeschlossen gelten kann. Die-
ser Ansicht sollen nach Bemerkungen in der soeben erschienenen
2. Auflage von Baron v. Schrenck-Notzings „Materialisationsphänomenen
" hervorragende Gelehrte, wie die
Münchner Universitätsprofessoren Graetz (Physiker) und
»Becher (Psycholog), ferner die Philosophen Driesch, Messer
und Oesterreich, ebenfalls sein. Daß durch Crawford und
Grunewald bereits einige quantitative Messungen ausgeführt
wurden, scheint Herrn Prof. Engert nicht mehr erinnerlich
gewesen zu sein.
„Was wir (wer?) wissenschaftlich wollen,*' meint Prof.
Engert, „ist eben doch eine Aufklärung über die Ursachen
des Vorganges." Es scheint mir hier nicht am .Platze, mit
Herrn Prof. Engert mich über „Aufklärung durch Festlegung
von Ursachen" und über den höchst bedenklichen Begriff
„Ursache" überhaupt und seine Anwendbarkeit bei den
physikalischen Erscheinungen der Teiekinesie auszusprechen;
für viele Parapsychologen handelt es sich wohl noch lange
nicht um eine Theorie der Phänomene, sondern zunächst
noch immer um den Kampf für die Anerkennung ihrer
Realität. Es mutet etwas sonderbar an, wenn in einem Atemzuge
eine fertige Theorie, z.B. der telekinetischen Phänomene
, verlangt wird und andererseits diese Phänomene mehr
oder weniger offen als Betrug erklärt werden. Sehr inter-
pssant wäre es gewesen, wenn Herr Prof. Engert näher ausgeführt
hätte, inwiefern eine mathematische Theorie, wie es
(die Zöllner sehe 4-dimensionale ist, durch Ergebnisse 4er
(Psychologie überholt werden kann. Überholt könnte sie doch
nur sein, wenn es also gelungen wäre, in ihr einen Denkfehler
nachzuweisen oder ihre Überflüssigkeit aufzuzeigen.
Solange dies nicht in deutlicher Weise geschieht, vermute
ich, daß die Nichtbeachtung dieser Theorie einfach darin
ihren Grund hat, daß sie wegen ihres mathematischen Charakters
von der Mehrzahl der auf parapsychologischem Gebiete
tätigen Schriftsteller nicht völlig verstanden wurde. Ich
kann mir, offengestanden, wirklich nicht denken, wie man die
bog. Dematerialisation (ihre Tatsächlichkeit vorausgesetzt)
anders erklären soll, als Z ö 11 n e r dies getan hat. Als psycho-
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