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Hefter: Neueste Kritik im parapsychologischen Schrifttum. 101
logische Erklärung könnte ich mir höchstens die denken»
daß durch eine Art Hemmung (hervorgerufen auf suggestivem
Wege) das Vorhandensein eines Gegenstandes nicht
mehr bewußt wird. Aber damit ließe sich höchstens erklären
, daß für Zöllner, solange er unter Slades Einfluß
oder unter autosuggestivem Einfluß stand, diese Hemmung
vorhanden gewesen wäre. Aber wie kommen die bewußten
Holzringe über den Tischfuß ? Sollte etwa Zöllner
von S1 a d e betäubt worden sein und dieser in der Zwischenzeit
die Tischplatte entfernt, die Ringe übergestreift, die
Platte wieder befestigt und sodann Zöllner aufgeweckt
haben? Herr Prof. Engert schreibt über Slade: „Auch die
genaueste Nachprüfung von Zöllners Berichten konnte
mich nicht davon überzeugen, daß Zöllners Medium
Slade .ehrlich gewesen." Was würde Herr Prof. Engert
wohl sagen, wenn ich über ihn schreiben wollte: Auch die
genaueste Nachprüfung von Prof. Engerts Ausführungen
^konnte mich /rieht davon übei zeugen, daß er der Para-
psychologie vorurteilslos gegenübertritt? Dabei mußte man
bedenken, daß der oben zitierte Engertsche Satz weiter nichts
bedeutet, als einen äußerst verzuckerten Überzug über die
bittere Pille: Slade war ein Betrüger. Ich glaube nicht, daß
die Medien ihre Ehrlichkeit zu beweisen haben und auch die
mit ihnen arbeitenden Forscher nicht die Ehrlichkeit der
Medien nachweisen müsse**, sondern zu zeigen haben, daß
durch die Versuchsanordnung und -kontrolle Betrug unmöglich
gemacht war. Übrigens ist es für die Parapsychologie
belanglos, ob Herr Prof. Engert von Slades Ehrlichkeit überzeugt
ist oder nicht; denn selbst wenn er überzeugt wäre und
dafür einträte, so dürften sich doch andere nicht auf ihn
stützen oder berufen, denn das wäre ja ein argumentum ex
auctoritate in schönster Form, das doch Prof. Engert selbst
bei Physikern vom Ruf Webers und Fechners ablehnt.
Wenn Zöllner auch nicht etwa zugibt, sondern selbst frei-
weg meldet, daß von den durch ihn vorbereiteten Versuchen
m der erwarteten Form keiner gelungen ist, so ist
dies kein Beweis für einen Schwindel Slades; übrigens
gibt es heutzutage genug Berichte über vorbereitete parapsychologische
Versuche, die in der erwarteten Form gelungen
sind. iBei vielen parapsychologischen Phänomenen
wird es wohl nie gelingen, sie vorzubereiten, insbesondere
nicht beim Spuk. Soll die Möglichkeit des Auftretens von
Spukerscheinungen deshalb überhaupt in Abrede gestellt
werden? Das wird Herr Prof. Engert doch kaum wollen;
denn daß es echten Spuk gibt, das kann man angesichts
der Untersuchungen der englischen Universitätsprofessoren
Gurney, Myers, Podmore, angesichts des Falles im Kloster
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