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Quade: Für die Qeisteriehre
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Diese Forschungen, würden von ernsthaften Spiritisten
voll berücksichtigt. Nur zeige sich oft, daß die sensitiven
Personen, die in Zirkeln oder bei Spukerscheinungen den
Jenseitigen als Mittler dienten, gar nicht die gleichen wunderbaren
okkulten Kräfte wie die Versuchspersonen der obenerwähnten
Experimentatoren erkennen ließen. Dennoch
kämen in ihrer Gegenwart unter den Bedingungen spiritistischer
Sitzungen höchst seltsame, mit ihren eigenen
nachweislichen Fähigkeiten nicht'erklärbare Mitteilungen und
Phänomene zustande, die also wohl von Geistern stammen
müßten.
Der Referent brachte dann aus der Literatur eine Reihe
ausgewählter Fälle zum Beweis für seine Anschauung. Zunächst
wurde die spiritistische Hypothese von der Existenz
des Doppelgängers Lebender an zwei Fällen dargetan, bei
denen der Doppelgänger physikalische, mit Telepathie nicht
erklärbare Wirkungen an fernem Ort vollbracht habe. In
dem einen Falle habe der amerikanische Magnetiseur Lewis
den Doppelgänger eines hypnotisierten Mädchens veranlaßt,,
an einer entfernten. Stelle zu erscheinen und einen dort Anwesenden
zu berühren. (The Spiritualist, 1875, I., S. 97. Zitiert
nach Aksakow „Animismus und Spiritismus' \ V. Auflage
, II., S. 61CO Im anderen Falle sei der Doppelgänger
eines träumenden Schiffbrüchigen ausgetreten und habe in
der Kajüte eines nicht zu ferrfen Schiffes ein Kommando aufgeschrieben
, das den Kapitän dieses Schiffes das Wrack
finden ließ. (Psych. Studien, 1898. S. 135; vgl. auch Kemmerich
„Gespenster und Spuk", S. 166. Bezeugung von
'zweiter Seite.)
Wie hier der ausgetretene Doppelgänger sich zum Teil
materialisieren mußte, so kann sich auch ein Verstorbener,
der eben seinen Körper verloren hat und nur noch mit dem
Körper des Doppelgängers fortlebt, materialisieren, allerdings
nur mit Hilfe eirtes Mediums. Der klassische Fall der
von Crookes beobachteten Katie King, die sich oft zusammen
mit ihrem Medium Florence Cook gezeigt, eine charakteristische
Kleidung, Sprechweise und ein anderes Aussehen als
das Medium besessen habe und mehrfach photographiert
worden sei, wurde eingehender besprochen.
Um die Identität gewisser Geister mit bekannten verstorbenen
Persönlichkeiten zu erweisen, wurden Fälle herangezogen
, bei denen sich dem Medium unbekannte Verstorbene
in einer Weise manifestiert hätten, die nicht mehr
mit Telepathie durch anwesende Zirkelteilnehmer oder Hellsehen
zu erklären sei.
Die siebzehnjährige Tochter Laura des angesehenen
amerikanischen Richters Edmonds habe mit einem Griechen,
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