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118 Psychische Studien. L. Jahrgang. 3. Heft. (März 1923.)
man nicht mehr nachkantrollkren könne. Bei näherer Einsichtnahme
änderte sich aber mein, Urteil. Der Herausgeber sagt in einer Vorbemerkung
: „Es kommt also nicht im geringsten darauf an, ob der
Herausgeber an die Wirklichkeit jedes einzelnen Falles „glaubt", auch
soll der Leser zu solchem „Glauben" keineswegs überredet werden/*
Mit diesei Einstellung gelesen, wirkt das Buch ganz anders, man behält
die kritische Sonde in der Tasche und läßt diese Geschichten einfach
so auf sich wirken, wie sie gegeben werden. Wir lesen von der Hexe
von Endor, von dem Dämon des! Sokrates, dem delphischen Orakel,
von Spukfällen und Besessenen im Mittelalter und vielem andern mehr.
Weiter ziehen an uns vorüber alle möglichen Berichte über Hellseher»
den bösen Blick und Propheten, wir hören von Jakob Böhme von
Swedenborg und Cazotte und werden bis zur Schwelle des 19. Jahrhunderts
geführt. Die Auswahl ist glücklich, kann aber natürlich nur
einen Teil des ungeheuren Materials bringen. Es ist nicht nur für jeden
okkultistisch Interessierten eine verdienstvolle, nach den besten Quellen*
gebrachten Sammlung, sondern muß jeden Völkerkundler und Völkerpsychologen
fesseln. Zeigit doch diese sich über einen Zeitraum von
vielen Jahrhunderten erstreckende Sammlung die wesentliche Gleichartigkeit
derartiger Vorkommnisse zu allen Zeiten, eine Gleichartigkeit
die, wenn sie auch kein Beweis für die Realität dieser Geschehnissie
ist, so doch immerhin geeignet ist, stutzig zu machen und darin mehr zu
sehen, als reine Phantasieerzfctugnisse. Die Quelle ist meistens genalu'
angeführt, nur bei wenigen Fällen möchte man sie noch genauer haben.
Wie bei dem Verlage nicht anders zu erwarten, ist die Ausstattung
gut und der Preis für diese Zeit mäßig. Ti sehn er.
E. Issbemer-Haldane. Wiss. Handlesekunst i n k 1. M e d. C h i -
romantie. Zweite, erweiterte Auf», mit 57 Abb. 2!2 S. 1922.
Karl Siegismund, Berlin.
Die zweite Auflage bedeutet der ersten gegenüber nicht nur eine
bedeutende Erweiterung des Umfanges sondern auch des wissenschaftlichen
Gehaltes.
Das Grenzgebiet zu den verschiedensten anderen okkulten Studien,
das hier bearbeitet wird, zeigt vorläufig erst an wenigen Stellen Ansätze
zu objdktiver Exaktheit Die Methode der wissenschaftlichen Induktion
vermißt man, es sind Niederschläge von Erfahrungen und Eindrücken
aus Jahrhunderten dieser Bestrebungen. Verfasser ist jedoch
schon mit beachtenswerter Kritik voi^egangen, und soweit Rezensent die
Regeln nachprüfen konnte, z. B. auch in dem seltenen Fall, daßi Kopf-
und Herzlinie vollständig verflochten sind, kann man sie als Anregungen
wohl verwerten. Die Datierung liegt bis auf die beiden
Fundamentalpunkte 20 und 40 auf der Erstgenannten, die wiederholt
gestimmt haben, noch sehr im Argen. Die geometrische Abbildung der
idealen Teilung auf die real vorliegende Hand durch Alignement, wie
sie z. B. Chiro versuchte, ist hier leider wieder verlassen; die Meßkarten
wie bei Ottinger sind jedoch nur ein Notbehelf. Rezensent ist der Meinung
, daß Verfasser, aessen Buch in den medizinischen Abschnitten den
Arzt wohl noch nicht restlos befriedigen wird durch Zusammenarbeit
mit geeigneten Forschern in späteren Auflagen das Werk ernsthaft
ausbauen wird. Der Fortschritt von der 1. zur 2. Auflage berechtigt
zu dieser Hoffnung. Kr.
Staudenmaier. Dr. Ludw. Die Magie als experimentelle
Naturwissenschaft. 255 S. 8°. 2. verm. Aufl. Leipz. Akad.
Verl.-Oes. m. b. H. 1922.
Die zweite Auflage dieses für jeden, der ernstlich psychische Studien
treiben will, unentbehrlichen Werkes, stellt der ersten, übrigens
wiederholt anastatisch aufgelegten, gegenüber einen erheblichen Fortschritt
dar. Die Menge des Materials ist vergrößert, die Anschauungen
des Verfassers vertieft. Unter den Antworten an seine Kritiker ist die
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