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Vom Büchertisch.
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ausführliche Begründung, daß sein pathologischer Zustand einer exakt
wissenschaftlichen Arbeit nicht grundsätzlich hinderlich sei, am beachtenswertesten
. Verfasser ist allerdings im Irrtum, wenn er unter den Psychiatern
, die das Wesen der Halluzination erforschten, keine Hallu-
/Jnanten annimmt Dies stützt von neuem den Wert der mit großer
Selbstverleugnung durchgeführten Arbeit, die der eines Forschungsreisenden
in einem durchaus fremden Lande zu vergleichen ist.
Die Einteilung des Buches beginnt mit einer kurzen Geschichte der
Magie und einer Schilderung seiner Experimente. Es folgt die Magie des
bewußten Ich mit praktischen Vorschlägen, dann die Magie des Unbewußten
. Verfasser gibt auch Erklärungen einiger magischer Phänomene,
über die er keine eigene Erfahrung hat. Zu S. 64 unten möchte Rezensent
auf Grund seiner Unterhaltungen mit Fakiren bemerken, daß der erwähnte
Stich hinter der Luftröhre entlang gieht; der Fakir muß sehr
darauf achten, daß die Speiseröhre nicht verletzt wird. Diese Experimente
sind übrigens nicht entfernt das Aeußerste, was Fakire leisten.
Ueberhaupt dürfte es sich für den Verfasser empfehlen, den Yogha
etwas näher als bisher kennen zu lernen. Er findet dort manches, was
er selbst entdeckt hat, und gewiß viel Anregung zu neuen Arbeiten.
Wir wünschen ihm dazu vor allem, daß seine Gesundheit diese Experimente
durchhalten möge. Kr.
Bd Yin Rä. Das Buch der Liebe. 102 S. 8°. 1922. Verlag
der Weißen Bücher, München Geh. 000.— M., geb. 1500.— M.
Ein schwärmerisches Buch, zum Teil in nicht abgesetzten fünffüßigen
Jamben geschrieben. Der Görlitzer Maler sucht auch hier den
Eindruck aufrechtzuerhalten, von indischen Mahatmas inspiriert zu sein.
Den Rezensenten hat er nicht überzeugt, obwohl dieser die sprachliche
Schönheit mancher Abschnitte gern anerkennt. Die vier Themen des
Buches lauten: Der größte Liebende, Vom Urfeuer der Liebe, Erlösungslicht
, Die Schöpferkraft der Liebe. In seinen Kreisen wird das Werk
gewiß Anklang finden.
Th. K. Oesterreich. Der Okkultismus im modernen Weltbild. 288 S.
Dritte stark vermehrte Auflage. Im Sibyllen-Verlag zu Dresden 1923.
Das Buch über „Okkultismus", von einem bekannten Universitätsprofessor
geschrieben, das den Gelehrten und Gebildeten wohl am besten
über die heute so viel besprochenen Grenzfragen des Seelenlebens in
ernster wissenschaftlicher Weise informiert.
Oesterreich als Universitätsprofessor und positiver Vertreter der
meisten okkulter. Probleme kann verlangen, daß der höchste Maßstab an
*eine Arbeit gelegt wird. In diesem Sinne bedeutet die dritte Auflage
einen großen Fortschritt, da Verfasser nun endlich dank dem Eingreifen
von Schrencks auch ixber persönliche Erfahrungen mit guten
Medien verfügt. Allerdings beziehen sich diese wesentlich auf Phänomene
mit materieller Betonung, es fehlt noch im (allerdings schon ergänzten
) Abschnitt über Telepathie und Hellsehen die Behandlung der
Prophetie. Wie Oesterreich, als er die erste Auflage schrieb, von Standpunkt
des Empirikers aus ein Anfänger war in bezug auf das Materialisationsprinzip
, so scheint er es noch in bezug auf die Elimination der
Zeit im „Hellsehen" zu sein. Man vermißt jedenfalls in seiner Literaturübersicht
wichtige Neuerscheinungen dieser Art.
Der Stoff ist in ?cht Kapitel geteilt: Inkarnationszustände, Hellsehen
und Telepathie (Psychometrie, Cross-Correspondence), Physikalischer
Mediumismus (Materialisationsprozesse, Zusammenhang zwischen Tele-
kinesie und Materialisation), Eigene parapsychophysische (!) Beobachtungen
, Die Theosophie — Rudolf Steiner.
Die Behauptung von Oe.: „Wir sind auf diesem Gebiet rückständig
" lassen wir nur beschränkt gelten, besonders im Hinblick auf
die international vorbildlichen Laboratoriumsarbeiten Grunewalds, die
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