Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 121
(PDF, 183 MB)
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Psychische Studien.

Monatliche Zeitschrift,

vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des

Seelenlebens gewidmet

50. Jahrg. April 1923.

Ueber den Zusammenhang von Leib nnd Seele.

von Rudolf Seifert (Breslau).

Wagner (zu Homunculus):
Nur noch ein Wort! Bisher mußt ich mich schämen,
Denn alt und jung bestürmt mich mit Problemen,
Zum Beispiel nur: noch niemand könnt es fassen.
Wie Seel und Leib so schön zusammenpassen.
So fest sich halten, als um nie zu scheiden,
Und doch den Tag sich immerfort verleiden.

Faust II.

Mit diesen Worten kennzeichnet Goethe treffend die Zwangslage
, in die sich das philosophische Denken durch die Ausbildung
des Descartes'schen Systems gebracht sah. In seinen Principia
philosophiae hatte Descartes die Unabhängigkeit und Gegensätzlichkeit
von Körper und Geist zum Dogma erhoben. Nach seiner
Auffassung waren Leib und Seele zwei durch die spezifischen
Attribute der Ausdehnung und des Denkens charakterisierte
Substanzen, denen lediglich ihr göttlicher Ursprung, ihre
Erschaffung aus der Ursubstanz, gemeinsam war. Diese schroffe
Gegenüberstellung ohne jede empirische Grundlage führte zu
einem Dualismus, der das Oekonomdeprinzip menschlichen
Denkens verletzte. Doch nicht allein das. Man mußte ferner
auch eine Erklärung für die tatsächlich bestehenden Beziehungen
zwischen Leib und Seele finden; denn
die Erfahrung lehrte ja, daß durch eine seelische Regung, speziell
einen Willensimpuls, eine Bewegung des Körpers hervorgerufen
werden kann; während anderseits physische Reize, welche die
Nervenenden treffen, auf die psychischen Vorgänge einzuwirken
vermögen. Neben dieser Schwierigkeit der cartesianischen Auffassung
bestand noch eine zweite in der Frage, wie sich Körper
und Geist als geschaffene Substanzen zur schaffenden Ursubstanz,
der Gottheit, verhielten. Es mußte klargelegt werden, ob
zwischen beiden Grißen eine dauernde Relation besteht, oder ob
ein einmaliger Schöpfungsakt die geschaffene Substanz von der
schaffenden für immer getrennt und losgelöst habe. In dieser
kritischen Lage fanden die Anhänger von Descartes jenen eigenartigen
Ausweg, den man als Okkasionalismus bezeichnet.
Da sich eine Wechselwirkung zwischen Leib und Seele als zwei
inkommensurablen Größen nicht annehmen ließ, so glaubte man,
daß beide Erscheinungsreihen unabhängig und selbständig neben-

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