Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 122
(PDF, 183 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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122 Psychische Studien. L. Jahrgang. 4. Heft. (April 1923.)

einanderhergingen, und daß die notwendige harmonische Ueber-
einstimmung jeweils durch einen göttlichen Eingriff
hervorgerufen würde. Die Okkasionalisten (Cordemoy, de la
Forge, Geulincx) sagten: Nicht der Körper vermittelt die Wahrnehmung
, nicht der Willensgedanke verursacht die Bewegung,
sondern Gott allein, als der ewige Urgrund aller Dinge, koordiniert
die beiden Ketten psychischer und physischer Vorgänge
und bewirkt durch sein Eingreifen die Einheit des Effektes.

Es ist ohne weitei es klar, daß eine derartige, ad hoc erfundene
und, wie es heute scheint, geradezu absurde Idee als Lösung des
gestellten Problems keinen langen Bestand haben konnte. Wenn
auch später Leibniz in seiner Forderung der prästabi-
lierten Harmonie in gewisser Beziehung auf dein Okkasio-
nalismus aurückgriff, so hat dieser doch als wissenschaftliches
System keine Existenzberechtigung, da ihm, wie gesagt, jeder tatsächliche
Beweis ermangelt.

Eine bedeutende Vereinfachung der Frage nach dem Zusammenhang
von Leib und Seele brachte erst Spinoza, indem
er den von Descartes aufgestellten substantiellen Gegensatz
zwischen psychischen und physischen Erscheinungen auf
einen attributiven zurückführte. Ferner beseitigte er den
Unterschied zwischen schaffender und geschaffener Substanz, da
es für ihn in der Welt nur eine einzige, einheitliche,
von Urbeginn bestehende Substanz, die Gottheit, gab (Deum
esse unicum, hoc est in rerum natura non nisi unam substantiam
deri. Etkces pars I, propa XIV). Alles, was wir sehen, fühlen
und denken, ist diese unendliche Substanz in ihren verschiedenen
Erscheinungsformen oder Modi. Alle diese lassen sich in zwei
Kategorien scheiden, in die beiden Attribute, unter denen uns
die Substanz erscheint: Ausdehnung und Denken. Der
substantia extensa entspricht die Körperwelt, deren wichtigste
Modi die der Ruhe und Bewegung sind. Ihr gegenüber steht die
substantia cogitans, die jedoch nicht wie bei Descartes eine neue
Substanz für sich darstellt, sondern lediglich als eine andere
Form oder besser noch als eine andere Seite der unendlichen
Substanz aufzufassen ist. Psychische und physische Erscheinungen
gehen nebeneinander her als Formen ein und derselben
Substanz. Daraus resultiert der bekannte Satz: „Odo et
connexio idearum idem est, ac ordo et connexio rerum" (Ethices
pars II, prop. VII.). Auf den Menschen angewandt besagt dies:
Unser Denken und Fühlen wird von der gleichen Gesetzmäßigkeit
Gesetzmäßigkeit beherrscht, wie die Aktionen unseres Körpers.
In diesem Sinne kann man Spinoza als den Begründer unseres
modernen Parallelismus ansehen, der bekanntlich die Frage
nach der gegenseitigen Einwirkung ganz außer acht gelassen, ledig-


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