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134 Psychische Studien. L. Jahrgang. 4. Heft. (April 1923.)
wohl selbstverständlich, daß sie diesen Punkt gekannt und berücksichtigt
haben.
Ich übergehe die Ausführungen von Meyer über andere Medien
, wie die Esperance, und wende mich der Kritik der
Schrenck-Notzingschen Forschungen zu. Er tritt unverkennbar
mit der vorgefaßten Meinung an die Untersuchungen heran, daß
alles Betrug sei, die ganze Einstellung und Diktion zeigt das; so
wenn er zu Beginn dieses Abschnittes schreibt: „Bisweilen blieb
Eva ganz ruhig, anscheinend in tiefem hypnotischen Schlaf, und
es geschah nichts Außerordentliches. Das nannte man dann
eine „negative Sitzung". Bei einer am 1. April stattfindenden *
Sitzung kann er sich nicht enthalten, hinter das Datum ein Ausrufungszeichen
in Klammern zu setzen, als zarte Andeutung, daß
ein solcher Tag ganz gewiß dazu benutzt werde, die Leute in den
April zu schicken. Im übrigen dreht und deutelt er an den Berichten
so lange, bis sie zu seiner voigefaßten Meinung passen;
um zu diesem Ergebnis zu kommen, arbeitet er viel mit den
Worten „vielleicht", „wahrscheinlich", „möglicherweise", er
,,wagt die Annahme" usw. Mit dieser oft willkürlichen Deutung
des von Schrenck Gesagten kann man natürlich alles entwerten.
Wenn man auch nicht immer mit der Versuchungsanordnung und
der Deutung einverstanden ist, so leicht darf man es sich nun
doch nicht machen. Auf Einzelheiten einzugehen würde viel zu
weit führen; daß Meyer ein unzuverlässiger Führer ist, habe ich
ja schon bei den Crookes'schen Untersuchungen gezeigt, so daß
sich weiteres erübrigt.
Während sonst in unserer Zeit eine ausgedehnte Speziali-
sierung stattgefunden hat, ja es innerhalb der Spezialitäten
wieder Spezialgebiete gibt, entbehrt es nicht einer gewissen
Komiik, wie auf unserem Gebiet junge Anfänger, die nur eine
Sitzung mitgemacht haben, immer wieder als Autoritäten angeführt
werden, wie die junge Aerztin Mathilde von Kemnitz*
während man auf ärztlichem Gebiet einer solchen Anfängerin
kaum die einfachsten Handreichungen anvertrauen, geschweige
denn sie in einer Konsultation um ihren Rat bitten würde. Dieselbe
Einstellung findet sich in der Besprechung der Untersuchungen
Geleys, Ochorowicz' und Crawfords; gewisse neuere
Untersuchungen, wie die an Franek Kluski, findet sich nicht
mehr berücksichtigt.
Schließlich ist zu sagen, daß das ganze Buch zu spät kommt
denn es sind mittlerweile neue Untersuchungen gemacht, die soweit
noch Zweifel bestehen konnten, auch diese beseitigen, und
wenn die Kritik erscheint, wird schon Schrencks neues Werk
vorliegen mit den Berichten über Willi S. Und wenn Meyer
schreibt: es gibt immer noch Leute, welche mit Dr. v. Schrenck
übereinstimmen, so meint z. B. Rudolf Tischner . . ., so stim-
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