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v. Schrenck-Notzing: Einige Worte an Herrn Dr. Meyer in Haarlem. 137
Die Vergrößerung und Verdichtung der Substanz wurde nicht
in mehreren sich folgenden Expositionen, sondern bei einer
einzigen ununterbrochenen Beobachtung schon am 11. Mai 1910
konstatiert, am 13. Mai das Herauswachsen einer Rauchsäule aus
einem Fleck vor den Füßen des Mediums, an deren Spitze sich
eine Hand formte, die bis zu den Knien Evas emporstieg und
dann verschwand (Wahrnehmung in einer einzigen Exposition bei
sichtbarem Körper des Mediums). Aehnliches wurde am 16. Nov.
1911 und in anderen Sitzungen festgestellt.
Was die Selbstbeweglichkedt der Substanz betrifft, so zitierte
ich aus dem Bericht des Psychologen Dr. Kafka (Sitzung vom
1. September 1912): „Einmal legt sie ihre Hand auf meine
Brust, plötzlich bemerke ich, daß sich ein fetzenartiges, glatte»
und ganz weiches Gebilde unter meiner Hand nach oben bewegt,
dann wieder zurückkommt und sich auf meinen Handrücken legt,
von wo es schließlich nach oben verschwindet."
In der Sitzung vom 16. Mai 1913 vollziehen die materialisierten
, plastisch entwickelten Finger nach dem Zeugnis des Arztes
Dr. Bourbon Beuge- und Streckbewegungen.
Dr. Gustave Geley*) gibt in seinem Bericht über Untersuchungen
mit dem Medium Eva C. an, daß die Bildungen in
zahlreichen Fällen vollständig vor seinen Augen geschaffen
wurden und sich völlig entwickelt haben. Diese erzeugten
Finger, Hände, Netzwerk u. a., oder die Umrisse nahmen, wie es
auch Verfasser vielfach beobachtet hat, das Relief und die
Formen eines Gesichtes an. TDie materialisierten Organe sind
nicht ohne Lebenskraft, vielmehr biologisch lebend. Die Hände
führen Berührungen aus und erfassen Gegenstände.
Auch Professor Charles Richet beschreibt den Entwicklungs
prozeß in allen Einzelheiten und unterscheidet darin das Stadium
der Anlage und Formausbildung. Er erläutert seine Beobachtungen
durch eine Reihe von Skizzen, an denen man die einzelnen
Etappen verfolgen kann. Er sagt: ,,Das Ektoplasma ist mit eigener
Bewegungsfähigkeit begabt. Es kriecht wie ein Tier, erhebt sich
vom Boden, es sendet wie eine Amöbe Tentakel aus usw."
(Materialisationsphänomene, II. Aufl., S. 403.)
Entgegen der Behauptung Meyers sind also sowohl Entwicklungs
-, Wachstums- und Rückbildungserscheinungen in zahlreichen
Fällen unter einwandfreien Bedingungen beobachtet
worden. Die Einwendung Dr. Meyers: „Am Schluß der Münchener
Sitzung wurden Wasserkünste aufgeführt" ist völlig aus
der Luft gegriffen, da in keiner einzigen Sitzung Wasser nachgewiesen
worden is*.
*) Dr. Gustave Geley: Die supranormale Physiologie und die Phänomene
der Ideoplastie. Leipzig, Mutze 1920. S. 13.
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