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142 Psychische Studien. L. Jahrgang. 4. Heft. (April 1923.)
hältnismäßig unschuldig bekannte rote Licht als die Materialisationsvorgänge
behindernd herausgestellt hat, so tut es dringend
not, zur Beobachtung ektoplastischer Bildungen eine unschädliche
Lichtquelle zu erschließen.
Dr. Geley stellte nun zunächst fest, daß kaltes Licht wenigei
nachteilig ist als warmes. Sodann, daß das Selbstleuchten der
Medien durch die Hervorrufnng von Phosphoreszenz stattfinde,
also unmittelbar von „lebenden" Elementen ausgehe. Und
drittens stellte er fest, daß, wie auoh von mir schon beschrieben,
zwischen den in mediumistischen Sitzungen auftretenden Licht-
erscheinungen und den in der Natur überaus häufig beobachteten
Leuchtphänomenen eine große Aehnlichkeit bestehe. Das Licht
beider Quellen ist nicht aktinisch, sendet weder Wärme noch
ehemische Strahlen aus.
Nachdem es nun dem Professor Raphael Dubois gelungen ist,
„lebende Lampen" mit Hilfe von Mikrobemkulturen herzustellen
, die wochenlang ohne weitere Unterstützung in Tätigkeit
blieben, deren Leuchtkraft sich ferner, je nach der Größe der
„Lampe", bis zur Stärke des Vollmondscbeines steigern ließ, lag
es für Dr. Geley nahe, hier einen Weg zu suchen, der zur unschädlichen
Beleuchtung ektoplastischer Vorgänge führen sollte.
Zu diesem Zwecke hat er eine Reihe systematischer Versuche
angestellt, und er kann jetzt schon so viel sagen, da*? sie sehr er-
mutigend ausgefallen sind. -
Die ungemeine Wichtigkeit der Geleyschen Entdeckungen für
die ungestörte Entwicklung von Materialisationsbildungen bedarf
keiner zäheren Hervorhebung, aber auch außerdem, welcher
Dienst wird hierdurch der psychischen Forschung überhaupt geleistet
, wenn den Gegnern alles Arbeitens mit Medien der bis
zur Banalität abgenutzte Einwand entzogen wird, daß es das Licht
scheue! Hoffentlich werden wir bald aus Paris oder aus anderen
Laboratorien erfreuliche Tatsache zu hören bekommen. *)
Berichterstatter konnte auf Ceylon mit Hilfe eines kJ einen
Leuchtwurms bequem eine Zeitung lesen. Kleinlebewesen aber
sind für Beleuehtungs zwecke unvergleichlich besser geeignet, da
sie sich massenhaft erzeugen lassen und so eine bedeutend
größere Lichtquelle geschaffen werden kann.
Zum Schluß eine Frage an unsere Laboratorien: Ließe sich
nicht vielleicht auch die Lumineszenz gewisser Stoffe, z. B. einer
Chininlösung, für vorliegende Zwecke nutzbar machen? Die
Zahl der sich im okkultistischen Arbeitsbereich gegenwärtig erhebenden
praktischen Fragen ist Legion; und wie sehr fehlt es
noch immer an Arbeitern! —
*) Anmerkung der Schriftleituing: Ueber dasselbe Thema liegt ein
längerer Beitrag für das nächste Heft vor von dem Universitäta-
professor Dr. Zimmer in München.
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