Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 147
(PDF, 183 MB)
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Ueberhorst: Kunstschaffen und mediale Leistung. 147

werke, da diese doch nur dem naiven, empfänglichen Geiste im
Augenblicke decr Betrachtung sich eröffnen.

Der Gegenstand der Kunst ist so mannigfaltig und unerschöpflich
wie das Leben selbst. Ihre Mittel sind unbegrenzt. Mehrere
vermögen sich zu vereinigen. Neue werden ständig gefuuden.
Falsch ist es daher, mit vorgefaßten, von Kunsthistorikern und
Kritikern erfundenen Klassifikationen und Ordnungen an die
Betrachtung von Kunstwerken zu gehen. Die Individualität des
Künstlers als des eigenartigen, einzigartigen Vermittlers des
Ewigen für das Zeitliche ist das allein zulässige Kriterium der
Mittel.

So bedient der Dichter sich der Worte, um entweder — in der
Lyrik — Beine eigene Persönlichkeit zu exponieren, oder aber —
in Epik und Dramatik — fremde Persönlichkeiten oder sonstige
Vorstellungskomplexe darzustellen. Der Maler schafft in Farben
auf der Leinwand; d^r Bildhauer meißelt aus Stein, bildet in
Holz, gießt in Bronze. Der Musiker kombiniert Laute der Natur,
besonders menschliche, sofern sie einen Gefühlsinhalt haben, mit
ästhetisch wirkenden Momenten der reinen Zeitanschauimg und
der Rhythmik, dieses „Pnlsschlages des Kosmos" (Schleich).

All diese Leistungen vollbringt — wenngleich qualitativ verschieden
— das Medium. Es schreibt, es bildet, es musiziert.
Es bedient sich jeweils der Mittel, die seiner medialen Veranlagung
gemäß sind. Doch findet man auch hier Kombinationen.
Die Willkür ist wie beim Künstler ausgeschaltet, nur auf höhere
Eingebung — meist im Trance — erfolgt die Schöpfung. Die
Disposition wechselt wie beim künstlerisch Gestaltenden. Die
Stunde des Experiments bleibt leer, indes in einem freien Augenblick
plötzlich die großartigste Manifestation sich zeigt.

Oft findet sich beim Künstler sowohl wie beim Medium eine
ungeheure Qual des Schaffens. Bei Michel Angelo ist dies besonders
deutlich. Und wenn man in das qualverzerrte Gesicht
der im Trance befindlichen Eva C. schaut, so fühlt man, welchen
entsetzlichen Martern das arme Mädchen ausgesetzt ist. Es ist,
als ob die persönliche Seele sich aufbäumte gegen das Eindringen
der Weltseele, als ob sie mit schrecklicher Anstrengung sieh
davon freizumachen trachtete. Wie groß ist dann aber die Freude
nach vollbrachtem Werke, wie erleichternd die Lösung der
inneren Spannung!

Schon die&er kurze Vergleich scheint mir auf die innere Verwandtschaft
der Kunstleistung und des medialen Schöpfungsaktes
zu deuten. Zweifel können bestehen. Aber ich meine, daß, wer
die Dinge, um die es sich handelt, zu erfüllen vermag, zur Ueber-
zeugung gelangen muß, daß Identität des Ursprungs besteht.

loh glaube* — und wodurch wäre die wissenschaftliche Ueber-
seugung gesicherter, als der Glaube? —, daß der Weltgeist, das


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