Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 150
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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150 Psychische Studien. L. Jahrgang. 4. Heft. (April 1923.)

Künstler gibt zur Inspiration willkürlich von seinem persönlichen
Geist hinzu. Deshalb schafft er kulturelle Werte, wird Führer
und Mittelpunkt geistiger Gemeinschaften. Wie, wenn auch auf
medialem Gebiete eine Stärkung des Willkür-Teils der Leistung
möglich, wenn eine Steigerung durch den Zusammenhang der unwillkürlichen
, geistig-kulturellen Kräfte zu erreichen wäre?
Welche Höhen wären dann zu erklimmen? Ein schönes Ziel, auf
das der Laie ward hoffen können, der künstlerisch denkende
Forseher aber sein Streben wird richten müssen.

Anmerkung des* Herausgebers. Zu dem vorstehenden Thema
wäre noch manches Interessante zu sagen. Wer einmal Gelegenheit hatte,
sowohl die Bedingungen künstlerischen Schaffens als auch die mediale
Produktion an hervorragenden Medien zu beobachten, kann die völlige
Gleichartigkeit der beiden Vorgänge nur bestätigen. Beides ist vom Eintreten
einer Bewußtseinsänderung abhängig, bei der die Grenzen des individuellen
Wachbewußtseins ins Ueberpersönliche verschoben erscheinen.
Der Mensch wird zum Instrument, zum Medium, durch das sich die Rhythmen
des Weltbe wußtseins in irgend einer Fo^m der psychischen Ebene übermitteln
. Echte Kunstleistung erfolgt nur in einer Art Trance, dessen Eintreten
entweder spontan erfolgt oder durch eine Reihe stimulierender
Momente herbeigeführt wird, aber in keiner Weise dem persönlichen Belieben
des Künstlers untersteht. So kann eine künstlerische Begabung infolge
des Verlustes der Somnambuleinstellung plötzlich verlorengehen.

Am reinsten dokumentiert sich diese künstlerische Medialität bei den
Wunderkindern, während sie ihren höchsten Gipfel im Geni#e erreicht.
Hier erfolgt das ^esonatorische Mitschwingen mit den Harmonien des Unendlichen
in der denkbar vollkommensten Weise.

Diese Parallele führt auch zu einer höheren und gerechteren Einschätzung
der parapsychischen Medialität und bewahrt uns vordem Grundfehler
wissenschaftlicher Kritik, von den Medien ohne weiteres reibungsloses
Funktionieren ihrer Fälligkeiten auf Kommando und unter xbeliebigen
Bedingungen zu fordern. Aus dieser Quelle entspringen alle Mißhelligkeiten
in der Methodik okkultistischer Forschung. Man darf von Medien
nichts verlangen, was von schaffenden Künstlern zu verlangen absurd wäre.
Denn selbstverständlich leidet die Qualität medialer Leistungen unter dem
„Laboratoriumsexperimentieren" und zwar in demselben Maße, wie die -Kontrollen
verschärft werden, ein Umstand, der zu der Behauptung geführt
hat, daß bei lückenloser Kontrolle die Resultate gleich Kuli würden.

Einwandfreie Leistungen lassen sich eben nur bei störungsfreiem Ablauf
der Versuche erzielen, was viel Geduld, Takt, Einfühlung und unmerkliche
Steigerung der Kontrollen seitens der Yersuchsleiter erfordert. Diese
Grundbedingung kann von sogenannten Kontrollkommissionen, die als letzte
Instanz hinsichtlich der Exaktheit betrachtet werden, angesichts des unpersönlichen
inquisitorischen Charakters solcher Institutionen nicht geleistet
werden und führt fast ausnahmslos zum Fiasko. *

Ob wirklich d^r Sympathikus als das Organ der künstlerischen und
parapsychischen Leistung zu betrachten ist, erscheint mir einigermaßen
zweifelhaft. Wissenschaftlich erwiesen ist bis jetzt nur, daß das vegetative
Nervensystem Träger, resp. Innervator der gesamten niederen, automatischen
Funktionen des organischen Lebens ist, daß aber alle sich in der Bewußtseins
- und Unterbewußtseinszone abspielenden geistigen und seelischen Vorgänge
an die Zellen des Großhirns gebunden sind.

Nach den Ergebnissen parapsychischer Forschung erscheint es nicht
mehr angängig, das Leben als eine Funktion materieller Zellen aufzufassen,
denn die weitgehende Trennungsmöglichkeit von Lebens Vorgängen und
Materie ist erwiesen. Das, was wir Seele nennen, erscheint nicht mehr


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