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Meinungsaustausch.
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nicht einmal etwas ahnte, und daß er von keiner der höheren Wesenheiten
, mit denen er angeblich verkehrt, gewarnt wurde; denn der
Brand hatte, wenn er rechtzeitig entdeckt worden wäre, leicht verhindert
werden können. Max S e i l i n g.
In seiner sehr verdienstvollen Arbeit über das sympathische Nervensystem
erwähnt Dr. Schwab die Winschsche Ansicht, daß sich der
menschliche Organismus nach seiner Ursprungsheitliat, dem Tertiärmeer
, zurücksehne. Vollkommen damit einverstanden, daß der Mensch
bei einer psychischen und körperlichen Einstellung auf eine Wärmekultur
wieder gesünder und normaler werde, möchte ich doch die unbewußte
Sehnsucht nach dem — ach, so fernen — warmen Tertiarmeer
mit der nach dem weit näherliegenden lauig-wohligen Fruchtwasser im
Mutterleibe vertauscht sehen. Das um so mehr, als der Mensch gegenüber
,dem Alte«* der Erde eine recht jugendliche Erscheinung ist und
das mutmaßliche Zeitalter der Entstehung des Menschengeschlechtes
sehr weit von der Entwicklung der ersten Organismen im heißen
Tertiärmeer .abliegt. Außerdem darf ich hier wohl an den bekannten
Schwebetraum als Mutt^rleibstraum erinnern. Freudenberg.
Nochmals zur Lageveränderung von Leichen Im Sarge.
Von Dr. med. Franz Freudenberg.
Meine auf Seite 602 der „Psych. Studien", 1922, ausgesprochene
Erwartung, es möchten für dieses Vorkommen einleuchtende physikalische
Gründe gefunden werden, ist rasch in Erfüllung gegangen. So
schreibt mir mein Freund A. Hof mann aus Mehlem:
„Die Frage nach dem Gründe, warum so manchmal beim Ausgraben
von Leichen diese auf der Seite oder sogar auf dem Rücken
liegend aufgefunden werden, hat mich seit langem beschäftigt. Ich
habe mit vielen Kirchhofsdirektoren größerer Städte im In- und Auslande
darüber Rücksprache genonynen, die mir das Faktum als eine
Tatsache bestätigten.
Aber es verliert allen Schrecken, wenn man die allgemein angenommene
Erklärung hört und sie gelegentlich beachtet.
Beim Herabtransport von Särgen aus dem Trauerhause haben die
Träger manche scharfe Biegung zu nehmen, sei es bei Wendungen,
die sie mit ihrer schweren Bürde auf engen Treppen zu machen thaben,
oder beim Passieren enger Türen. Dabei bleibt es denn nicht aus,
daß der Sarg aus der horizontalen Lage arg einseitig gehoben werden
muß bzw. sogar auf die Seite gelegt, so daß, wenn der Sarg, wie
es ja vorkommt, nicht für die Leiche angefertigt, sondern vom Lager genommen
ward, für diese zu groß ist, diese in dem zu Veiten Behälter
ihre Lage ändern muß. Bekanntlich folgen die Angehörigen niemals
sofort den Sargträgern, sondern pflegen einige Augenblicke zu verweilen
, bis gemeldet wird, der Sarg sei im Totenwagen und alles sei
zur Abfahrt bereit. Sie haben aus eigener Kenntnis keine Anschauung,
welche Schwierigkeiten der Hinabtransport des Sarges im vorliegenden
Falle hatte, ebensowenig wie es die Leidtragenden haben können, die
vor der Tür des Trauerhauses gewartet haben, um sich dem Kondukt
anzuschließen. Bei der Enge des Treppenhauses vieler Häuser würde
es sogar störend sein, wenn die Angehörigen sofort nachdrängen
wollten, abgesehen davon, daß die »Tragfähigkeit mancher Treppen
dabei in Frage käme.
Das Umkehren der Leichen findet aber wohl nicht im Grabe, sondern
auf dem Transport dazu statt — wie ja auch hin und wieder bei
der Identifizierung einer Leiche auf dem Friedhofe vor der Beisetzungkonstatiert
worden ist/'
Den Hofmannschen Gründen habe ich noch einen weiteren hinzuzufügen
, der durchaus nicht selten ist, ich meine nämlich die bisweilen
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